1. Abendlicht


    Datum: 01.02.2021, Kategorien: CMNF

    by Claurel
    
    (Ein besonderer Dank gilt Auden James, einerseits für die Überarbeitung und andererseits für die ehrliche und offene Kritik)
    
    Wir laufen den Wald entlang.
    
    Immer schneller, immer atemloser, dem schwindenden Abenlicht hinterher.
    
    Am Horizont steht blutend die Sonne.
    
    Im Dickicht hingegen ist die Luft dumpf und kühl, vom Boden unter unseren Füßen steigt süßlich der Geruch verwesender Blätter auf.
    
    Der ganze Untergrund war einst ein grünes Paradies, welches nun zu schwarzem Morast zusammengesackt ist.
    
    Die Vögel schweigen und flattern nicht.
    
    Hinter den Wipfeln versickert das letzte Licht.
    
    Zurück bleiben Schemen und Schatten in düsterem Spalier.
    
    Dazwischen: Du.
    
    Schnaufend, hinkend und ächzend.
    
    Mit jedem Schritt treibe ich dich tiefer in die allumfassende Einsamkeit.
    
    Auf und ab über meinen unendlichen Kontinent aus Ebenholz, der nur uns beide kennt.
    
    In der Ferne erklingt kein Geräusch.
    
    Nicht das Kläffen einer Hundeschnauze.
    
    Nicht das Donnern eines fahrenden Güterzugs.
    
    Nicht das Raunen eines Skrupels.
    
    Rein gar nichts von irgendwas.
    
    Du stürzt.
    
    Aber ich bin bei dir.
    
    Dein dreckstarrendes Gesicht ist blutig und verschwitzt.
    
    Du bist hässlich.
    
    Wisch dir die Rotze von deinem zuckersüßen Mund!
    
    Jetzt, hier vor mir.
    
    Dein Haar ist feucht geworden und deine Augen auch.
    
    Groß rot und stumpf aber von tiefgründigem Blau.
    
    Wisch dir deine Tränen weg, du bist kein Kind!
    
    Jetzt, nicht mehr.
    
    Deine Lippen ...
    ... zerspringen unter meinen Fingern.
    
    Du drehst dich weg.
    
    Ein Zweig bricht.
    
    Ein Schrei verstummt unter meiner Hand.
    
    Aber da ist kein fremdes Ohr, um es zu hören.
    
    Der Wind fegt die Erde aus deinen blonden Locken.
    
    Und trotzdem siehst du aus wie ein Junge.
    
    Wirst du mein Mädchen sein?
    
    Deine Stimme ist ein weinerliches Säuseln im Rauschen des Waldes.
    
    Wir schleppen uns weiter.
    
    Es heißt, es soll Pflanzen geben, sogar in den Subtropen, die mannshoch wachsen, wenn man sie lässt.
    
    Es heißt, alles sei schließlich einzig eine Frage des Willens und der Lust.
    
    Unweit entfernt taucht eine Lichtung im Zwilicht auf.
    
    Übersät mit Stümpfen aus totem Holz.
    
    Du lässt dich fallen, und ich falle mit.
    
    Wie die Fühler eines Käfers tasten meine Finger nach dir und du zitterst, als sie unter deinen grauen Pullover kriechen.
    
    Die Haut deines Rückens ist feucht und glatt.
    
    Rutschend halte ich mich an deiner rechten Brust fest.
    
    Doch ich spüre sie kaum und greife fester zu.
    
    Du stöhnst.
    
    Das gefällt dir, ich weiß es, denn dein Nippel wird ganz steif.
    
    Ich drücke den obersten Knopf durch die Öse.
    
    Es ist soweit.
    
    Du strampelst und kreischt.
    
    Ich ignoriere dein Gezeter.
    
    Zuhören gehört nicht zu meinen Stärken.
    
    Klage es dem Gras und dem Erdreich, einsamen Zeugen einer zeugenlosen Moritat unter Menschen!
    
    Aus dem Denim pellt sich dein junges Fleisch wie ein gekochtes Ei.
    
    Hart, rund und weiß
    
    Und in der Mitte bedeckt nur von schwärzester Nacht, liegt ...
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