1. Der dritte Versuch


    Datum: 05.07.2021, Kategorien: Romantisch

    ... Kinder, der Besuch bei Thomas Brandt. Gerade dieser hat mich emotional komplett aus der Bahn geworfen. Das war dann das i-Tüpfelchen und jetzt sitze ich hier, möchte einen Whisky trinken und traue mich nicht.
    
    "Scheißuniversum", sage ich leise und lasse das Tablet vor Schreck fallen, als jemand in der Tür zum Schlafzimmer sagt: "Das sagt man nicht. An deiner Ausdrucksweise müssen wir arbeiten, solange die Kinder hier wohnen."
    
    Sabine steht in der Tür und schaut mich an. Sie kommt auf mich zu und setzt sich neben mir auf das Sofa: "Ich fühlte mich alleine."
    
    "Wie lange stehst du schon da?"
    
    "Knapp 20 Minuten, aber du warst so in Gedanken, da wollte ich nicht stören. War ein harter Tag?"
    
    Ich erzählte ihr vom Besuch bei der Polizei. Ich hatte vorhin nichts gesagt, da sowohl die Kündigung als auch die neuen Laptops alles überstrahlt haben.
    
    "Ich würde dir ja jetzt gerne einen Kuss geben, aber ich habe immer noch Angst vor den Schmerzen", sagt sie, fährt aber mit ihrer Hand unter mein T-Shirt und streichelt über meine Narben. Dann kuschelt sie sich an mich.
    
    "Warum hast du eigentlich keinen Whisky vor dir. Meine Mutter erzählte mir schon vor längerer Zeit, dass du ein Faible dafür hast und gerade abends zur Entspannung ein Glas trinkst, wenn du Stress hattest. Und heute müsste doch eigentlich genau der Tag für ein Glas sein."
    
    Ich schaue sie verblüfft an und sie hebt fragend eine Augenbraue.
    
    "Ich dachte, das wäre dir nicht recht. Jedes Mal, wenn ich ein Glas ...
    ... trinke, schauen du oder Karin, als ob ich ein Kind gegessen hätte." Ich versuche es, sehr weich auszusprechen, um den Worten die Härte zu nehmen, aber sie zuckt trotzdem zusammen und rückt kurz von mir ab und schaut mich an. Dann seufzt sie und kommt wieder zurück, dabei sehe ich aber Tränen in den Augen aufleuchten.
    
    "Möchtest Du darüber reden?"
    
    Ich spüre einen Augenblick später, dass mein T-Shirt nass wird, also sage ich nichts weiter und lasse sie weinen.
    
    Dann sagt Sabine auf einmal: "Meine erste Tochter ist an einer Alkoholvergiftung gestorben."
    
    Ich versteife mich und schaue schockiert nach unten: "Das tut mir sehr leid", sage ich leise und ziehe sie vorsichtig hoch. Der Tag der Hiobsbotschaften ist also noch nicht vorbei.
    
    Ich setze sie auf meinen Schoß und schaue in ihr Gesicht. Sie dreht - vermutlich unbewusst - ihre vom Schlag gezeichnete Seite von mir weg, aber ich folge ihr und gebe ihr einen Kuss auf die Nase. Ihr laufen immer noch ein paar Tränen die Augen herunter und sie schnieft.
    
    Ein perfekter Mann hat natürlich Taschentücher zur Hand. Ich, nicht perfekt, schiebe ich sie von mir und hole kurz ein Paket Taschentücher. Ohne dass wir darüber sprechen, setzt sie sich wieder auf meinen Schoß. Nach einem mehrfachen Schnauben kuschelt sie sich wieder an mich und schweigt. Die Frage meinerseits steht zwar immer noch im Raum, aber ich werde sie nicht drängen. Alkohol ist auch nicht etwas, was ich unbedingt brauche.
    
    Ich gebe ihr daher einen Kuss auf den ...
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