Die Richterin Teil 2
Datum: 08.03.2022,
Kategorien:
Schamsituation
Maria öffnete die Augen und starrte ungläubig den Wecker an. Halb acht zeigte die Uhr. Jetzt war sie doch tatsächlich noch einmal eingeschlafen, nachdem sie vorhin den Wecker ausgeschaltet und sich noch einmal für einen kurzen Moment in die warme Bettdecke gekuschelt hatte. Ärgerlich richtete sie sich auf und rieb sich die Augen. Dass ihr das ausgerechnet heute passieren musste. Aber wenn sie sich beeilte, dann könnte sie es noch rechtzeitig ins Büro schaffen. Nur mit dem gemütlichen Frühstück würde es mal wieder nichts werden. Sie reckte sich noch einmal kurz, schlug die Bettdecke zurück, stand auf und ging ins Badezimmer. Nachdem sie geduscht hatte, suchte sie sich rasch ihre Garderobe zusammen. Zum Glück war heute keine Verhandlung angesetzt, da konnte sie es ruhig etwas legerer angehen lassen. Sie entschied sich für einen cremefarbenen Rock und ein rotes Top. In der Küche aß sie noch schnell zwei Scheiben Toast und trank einen Becher schwarzen Tee dazu. Dann schnappte sie sich ihren sandfarbenen Blazer von der Garderobe, nahm ihre Aktentasche und machte sich auf den Weg.
Seit drei Jahren war Maria Bender jetzt Richterin am Amtsgericht in H. Obgleich sie damals ihr Studium mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, hatte sie sich nur wenige Chancen ausgerechnet, als sie sich um die Stelle am Amtsgericht bewarb. Aber dann verliefen die Auswahlgespräche überraschend positiv und knapp drei Monate nachdem sie ihre Bewerbung in den Kasten geworfen hatte, bekam sie ihren ...
... Anstellungsvertrag zur Probe. Sie war sich bewusst, dass ihre Einstellung auf starke Widerstände auf Seiten der konservativen Kollegen gestoßen war. Mit ihren achtundzwanzig Jahren war sie damals die jüngste Frau gewesen, die diese Position bisher je eingenommen hatte. Und sie ahnte auch, dass hinter ihrem Rücken getuschelt wurde, dass sie diesen Karriereschritt nicht zuletzt dem bewussten Einsatz ihrer körperlichen Vorzüge zu verdanken habe. Aber Maria war bereit die Herausforderung anzunehmen und stürzte sich mit dem gleichen akribischen Eifer in die Arbeit mit der sie bislang noch jede Hürde in ihrem Leben genommen hatte. Und schon bald hatte sie sich den Respekt sowohl ihrer Kollegen aus dem Richterkollegium, als auch bei den Verteidigern und Staatsanwälten erworben.
Die Erfolge, die sie im Beruf verzeichnen konnte, hatten jedoch ihren Preis. Seit zwei Jahren, nachdem Daniel sie verlassen hatte, führte sie ein einsames und zurückgezogenes Leben. Von Zeit zu Zeit traf sie sich mit einer Freundin, ging gelegentlich in den Fitnessclub oder besuchte ein Konzert. Doch die meiste Zeit über saß sie auch nach Feierabend zu Hause am Schreibtisch und beschäftigte sich mit juristischen Themen. In spätestens zwei Jahren, so ihr Karriereplan, wollte sie die Stadt verlassen und einen Posten im Justizministerium der Landesregierung antreten. Sie hatte vor ein paar Monaten über ihren Professor schon einmal vorsichtig ihre Fühler ausgestreckt und die Reaktion auf ihre Anfrage war verhalten ...