Die Lebensschule (1)
Datum: 04.11.2022,
Kategorien:
Schamsituation
... Dornröschenschloß. Denn über ihr kann man nur die filigranen Türmchen einer großen schlossartigen Villa erkennen.
Am Tor gibt es ein kleines Pförtnerhäuschen. Darin sitzt ein ältere Dame, die meinen Vater kurz fragt: „Ist er über 18 Jahre alt?“
„Ja, gerade erst geworden, vor drei Monaten.“ Mein Vater legt der Dame ein Formular vor, auf welchem irgendwelche Kästchen ausgefüllt sind.
„Aber er hat ja selbst noch nicht unterschrieben.“ bemängelt die Dame.
„Ja, richtig. Wir wollten damit noch warten, bis er die Schule selbst gesehen hat. Matthias, jetzt bist du dran. Willst du diese Schule des Lebens hier freiwillig und aus freiem Entschluss für zwei Jahre besuchen? Du musst dich jetzt entscheiden. Wenn du einverstanden bist, dann unterschreibe jetzt hier. Wenn nicht, dann fahren wir sofort wieder nach Hause.“
Nach Hause? Auf gar keinen Fall! Alles, meinetwegen, aber dass nicht! „Ja, ich will es“, sage ich also mit einem ganz seltsamen und
unangenehm vibrierendem unruhigen Gefühl im Magen. Aber die alte Dame in der Pförtnerloge wirkt irgendwie wesentlich beruhigender auf mich, als meine Mutter, die sich ausgerechnet heute ein Kleid mit tiefem Ausschnitt angezogen hat.
Ein sehr tiefer Ausschnitt. Ich suche darin unbewusst die Spuren dieser braunen Substanz. Scheiße! Ich habe jegliches Vertrauen zu meiner Mutter verloren. Warum eigentlich? Wenn es ihr ergangen ist, wie Monika, dann war doch sie das Opfer. Ich müsste doch wirklich Mitleid mit ihr haben? Warum ...
... habe ich das nicht? Weil Monika damals in der Schule nie um Hilfe gerufen hatte und es zu genießen schien, dass die Jungs sich alle auf sie stürzten?
War meine Mutter auch so wie die Monika gewesen, in ihrer Jugend? Auch so geil? Ich halte es auf jeden Fall für möglich. Sie ist gestorben für mich. Ich kann sie nicht mehr riechen und nicht mehr sehen. Meine eigene Mutter ekelt mich an.
Ich unterschreibe, nehme meine zwei Koffer und reiche meinen Eltern flüchtig die Hand. „Ich will hier rein!“
Dann schnappe ich mir entschlossen meine beiden großen Koffer und gehe der Ungewissheit entgegen. Besser diese Ungewissheit, als die
Gewissheit, die ich jetzt bei mir zu Hause befürchte. Dort soll jetzt der totale Sex herrschen. Ich haue da lieber ab. Besser so!
Nach dem Anmarsch über die kurze asphaltierte Straße erreichen wir eine Empfangshalle mit exotischen Palmentöpfen und großen, verglasten Fenstern. Draußen erstreckt sich ein riesiger Schlosshof mit vielen gepflegten Büschen und Sträuchern und großzügig abgeteilten riesigen Rasenflächen. Ich will nicht glauben, was ich da sehe: viele Menschen. Viele junge Leute mit bunten Kleidern aber dazwischen auch viele Menschen mit sehr eng anliegenden hautfarbenen Overalls. Die sehen aus, als wären sie nackt. Die halb geschlossene Sonnenmarkise mit ihren Lamellen lässt leider kein endgültiges Urteil darüber zu. Alles bleibt verschwommen.
Ein sehr konservativ bekleideter älterer Herr nimmt mich jetzt in Empfang. „Du bist der ...