Claudias Selbstfindung – Teil 3
Datum: 06.03.2023,
Kategorien:
CMNF
... Völlig gaga, aber es sah ja niemand – wirklich.
Am nächsten Vormittag – nachts ging mir immer und immer wieder mein bescheuerter Wortschwall über den zweiten Museumsbesuch durch den Kopf – besuchte ich den kleinen Modeschmuck-Laden in der Innenstadt. Ich hatte zwar kein Bauchnabelpiercing, kaufte mir aber trotzdem ein kleines Teil. Das war zwar weit weg von einem Lotosblütenkelch aus Wüstenglas, bot aber irgendwie eine Art Öffnung. Ein kleiner metallischer Kringel, der zur Not als Kelch herhalten konnte, daran ein Kettchen, daran ein Schmuckstein.
Auf dem Heimweg erinnerte mich meine innere Stimme daran, dass damit der Entschluss wohl stand. Hm, so gedankenlos und selbstverständlich, wie ich dieses Teil gekauft hatte, war das wohl so.
Diese plötzliche Klarheit machte mir weiche Knie. Wirklich weiche Knie.
War ich nicht eben an einem Cafe vorbeigelaufen? So ging ich die paar Meter zurück und setzte mich erst einmal hin. Uffz.
Der Kaffee war erstklassig und beruhigte mich wieder ein wenig. Ich schaute auf mein Smartphone und fand eine Nachricht von Thomas (wann hatte ich ihm meine Nummer gegeben? Oder wer?).
„Guten Morgen Nofretete, ich hoffe, es geht Dir gut <3“, stand da zu lesen.
„Ja, danke, sitze gerade im Cafe und genieße das Leben“
„Welches?“
„Warum?“
„Hab Zeit, und wenn Du magst, würde ich gerne auch genießen“
„Kayser“
„Ok, 10 min“
Er riss knapp das akademische Viertel aber er kam tatsächlich.
Er stellte eine kleine gläserne ...
... Kugelvase vor mich auf den Tisch und darin schwamm …
„Ist das …“
„Nicht ganz. Eine Seerose. Fast ein Lotos“, grinste er.
„Krass, danke Dir“
„Gern“
…
„Du, wegen gestern, das war wunderschön, aber wenn Du es vergessen willst, dann ist das nie passiert“, begann er
und ich unterbrach „Das war es und nein, will ich nicht. Das war gut so. Sonst wäre die Seerose auch keine gute Idee gewesen“.
„Oweh, stimmt, das hätte ein tiefes Fettnäpfchen sein können. Andererseits, dann hättest Du wohl auch nicht auf meine erste Nachricht geantwortet“.
„Auch wahr“, grinste ich ihn jetzt offen an. „Der erste Schritt ist getan“.
Irritierte Pause.
Also fragte ich ihn direkt: „Hast Du denn schon auf der Seite im Museum nachgelesen, wie der zweite Besuch abläuft?“
Noch irritiertere Pause.
Dann: „Ich hab mich schon gefragt, was das heißt, dachte aber, dass Du ….“
„Nein, mein lieber Thomas, ich bin nur eine Statue. Das liest Du und erzählst es mir. … Vielleicht heute Abend?“
„Meine Güte, echt Dein Ernst? Hammer. OK, dann muss ich mich da mal … einlesen“.
„Ich erwarte eine gute Story, keine logischen Brüche. Qualität bitte. Und immer schön hinter der goldenen Linie bleiben“, grinste ich und spürte, wie eine Mischung aus Vorfreude, Zögerlichkeit, Scham und Es-Gibt-Jetzt-Kein-Zurück in mir aufkam. Irgendwie machte mich gerade letzteres stolz und gab mir Selbstvertrauen.
Ich legte ein paar Münzen auf den Tisch, stand auf, nahm die Glaskugel, lächelte ihn an und ...