Triathlon Plus
Datum: 14.06.2023,
Kategorien:
Romantisch
... Sonntag keinen Dienst. Kann ich mit?"
Sandras Unterkiefer ging runter und sie starrte ihre Tochter völlig konsterniert einfach nur an. Ich wechselte einen schnellen Blick mit Charly, dann kicherten wir beide gleichzeitig albern los.
"Ich glaube, dieser Ausdruck der Verblüffung ist als klares Ja zu werten", bot ich Charly erstmals meine Übersetzerdienste an.
"Ja, natürlich mein Schatz, ja. Das ist wunderbar. Dann könnt ihr euch gleich besser kennenlernen", kriegte sie dann aber schnell die Kurve. Und wohl zumindest einen Teil des Hintergrunds dieser Eröffnung richtig eingeordnet.
Mir war klar, dass es um mehr ging. Das hatte ich mit meiner kleinen Anekdote bewirkt, ohne dass wirklich gewollt zu haben. Was auch immer sie bedrückte, sie konnte es offenbar weder ihrer Mutter, noch ihren Freundinnen mitteilen. Ob sie wirklich schon plante, das mir gegenüber anzubringen, oder einfach nur zu schauen, ob und wie sie mit mir reden konnte, war noch nicht abzuschätzen.
Aber dass ich sie verstanden hatte, signalisierte ich mit einem kurzen Blick, wie auch meine Bereitschaft dazu mit einem angedeuteten Nicken. Wir saßen noch eine ganze Weile länger am Tisch, und ich durfte die einen oder anderen Schwank aus meiner Jugend loswerden, bevor ich mich, viel später als geplant, verabschiedete.
"Was hast du denn mit meiner Tochter gemacht?", fragte sie mich noch an der Tür.
"Gar nichts. Einfach nur gezeigt, dass sie mit mir reden kann, wenn sie das will. Ist doch ...
... prima, dass sie mit nach Kiel will."
"Das ist mehr als nur prima. Weißt du wie lange ich mir das schon gewünscht habe? Dass sie überhaupt mal Interesse an mir und meinem Leben zeigt? Auch wenn das jetzt wohl mehr mit dir zu tun hat, ist mir völlig wurscht", gab sie bekannt und mir einen langen Kuss. "Und noch was: Weißt du, wann ich sie das letzte Mal so laut und fröhlich lachen gesehen hab?"
"Ich kann es mir denken. Wir telefonieren heute Abend nochmal, okay?"
Ich brauchte die Zeit, um über die so ungewöhnlich, wenn auch sehr erfreulich verlaufene Begegnung mit Charly nachzudenken. Beim Warmrollen hatte ich mehr als genug Zeit dazu. Ich beschloss, Sandra zunächst nichts von meinen Vermutungen zu erzählen. Weil es durchaus auch sein konnte, dass mir ihre Tochter etwas sagen wollte, was sie nicht wissen durfte.
Wenn ich mich vorher schon durch Andeutungen Sandra gegenüber in Erklärungsnotstand begab, war es nur ein kleiner Schritt aus der Neutralität meiner Position heraus, die dann von Charlotte wieder als Bruch des vorgeleisteten Vertrauens empfunden werden konnte. Eigentlich hatte ich mit meinem Satz beim Abschied mehr als genug angedeutet.
Und hoffte, dass Sandra nicht nachbohren würde. Aber jetzt näherte ich mich dem imaginären Startpunkt der langgezogenen Steigung, die ich viermal an diesem Abend volle Kanne rauffahren wollte. Und ab davor. Ohne Fleiß keinen Preis.
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"Sie ist richtig eingeschlafen", bemerkte Sandra nach einem längeren Blick in den ...