1. Triathlon Plus


    Datum: 14.06.2023, Kategorien: Romantisch

    ... nicht, wie mir geschah, aber das orangene Trikot klärte so einiges.
    
    "Danke, danke, danke, danke, danke", stammelte sie mir noch ins Ohr, dann ließ sie sich absinken, und wurde gleich von zwei anderen Frauen in den Arm genommen, als sie mich losgelassen hatte.
    
    Ich hatte nicht einmal ihr Gesicht richtig gesehen, jetzt, ohne Helm und Brille, die sie ebenfalls abgelegt hatte. Sah noch ihren blonden Haarschopf in der Menge verschwinden, und drehte mich wieder meinen Freunden zu.
    
    Denen musste ich auf dem ganzen Rückweg den Rennverlauf und das irre Finale im Detail erzählen. Ich kriegte mich immer noch nicht ein. Der ganze Frust des Rennens ausgelöscht, hatte mir die Aktion mehr gebracht, als eine Platzierung weiter vorne das getan hätte. So zufrieden mit mir und der Welt als solcher war ich Ewigkeiten nicht mehr gewesen.
    
    ~~~
    
    Keine zwei Wochen später. Endlich Wochenende. Bis zum nächsten Rennen waren es noch drei weitere Wochen. Aber an diesem Samstagmorgen stand meine zweitliebste Unternehmung mit dem Rad auf dem Programm. Eine Tour in den Harz, der ebenfalls nur knapp über fünfzig Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt war.
    
    Und da der Berg, der zu meiner Trekking-Rad Zeit mein weißer Wal gewesen war. Fünfzehn Prozent Steigung an den steilsten Stellen, wohlgemerkt nachdem man schon kilometerlang Steigungen um die zehn meistern musste, eine lange, brutale Rampe, bei der ich zum ersten Mal auf meiner Pulsuhr sah, dass mein Puls auch auf zweihundert gehen ...
    ... kann. Was mit dem Trekking-Rad meist der Punkt gewesen war, wo es eben nicht mehr ging.
    
    Mit dem Rennrad hatte ich ihn dann bezwungen. Eine Herausforderung war es immer noch. Auf die ich mich freute. Geniales Wetter empfing mich auf den ersten Kilometern. Es war noch kühl, ich war selbstverständlich früh losgefahren, damit ich am Berg ankam, bevor die Mittagshitze das Ganze noch verschärfte.
    
    Kaum Verkehr auf der Strecke, die ich fuhr. Ordentlich Rückenwind, das war jetzt schön, aber nicht das beste Omen für die Rückfahrt, wenn er sich nicht drehte. So schön es ist, in einem Feld zu fahren, das irre Geräusch der sirrenden Räder, die Mühelosigkeit in der Gruppe, so schön ist auch diese einsame Fahrt, durch ein landschaftliches schönes Gebiet.
    
    Kein Fahren auf Zeit, reiner Genuss, und die Freude auf die Herausforderung. Und die Abfahrt. Beim letzten Mal hatte ich bei Tempo 65 Schiss bekommen, bei der Güte der Straße und den engen Kurven kein Wunder. Zwei Harztouren, und man brauchte neue Bremsbelege. Oder nur eine, zum Beispiel, wenn man den Brocken runterfährt. "Hey", tönte es plötzlich hinter mir. Überrascht sah ich jemanden zu mir aufschließen, nahm das Tempo leicht raus.
    
    Und dann war sie neben mir. Wie ich, in einer leichten Jacke, also ohne das Signal-Orange, das mich so angezogen hatte. Aber den Helm und das Rad erkannte ich sofort. Das erfreute Lächeln sprach zudem dafür, dass sie mich lange davor erkannt hatte.
    
    "Kennen wir uns nicht, junge Frau?", fragte ich ...
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