1. Dr.Frank N. Stein


    Datum: 01.07.2023, Kategorien: CMNF

    ... im Vorraum zu hören.
    
    „Wir haben ihre Frau in ein künstliches Koma gelegt. Sie war in ihrem Auto eingeklemmt. Ihre Beine wurden völlig zertrümmert. Wir hatten keine Wahl, wir mussten amputieren. Die Leber ist geschädigt, die Milz gerissen. Durch gebrochene Rippen wurde auch die Lunge in Mitleidenschaft gezogen.“
    
    „Was können sie für meine Frau tun? Wie lange wird es dauern, bis sie wieder hergestellt ist?“ fragte Frank verzweifelt.
    
    „Wir können gar nichts tun. Wir können sie nur schmerzfrei halten. Ihre Frau wird sterben! Wir können sie noch ein paar Tage in diesem Zustand halten. Sobald wir die Maschinen abschalten, stirbt sie. Es tut mir leid!“ Der Arzt blickte betroffen zu Boden. Frank konnte die Tränen nicht länger zurückhalten.
    
    „Was ist mit Transplantation? Eine neue Leber, eine neue Lunge?“
    
    Kopfschüttelnd erklärte der Arzt, dass das unmöglich sei. „Ihre Frau bräuchte keine neuen Organe, sie bräuchte einen neuen Körper.
    
    Wenn ich ihnen einen Rat geben darf“, redete der Arzt auf ihn ein, „fahren sie erst mal nach Hause und kommen sie erst mal zur Ruhe. Wenn sie sich dann etwas gefangen haben, besprechen wir wie es weiter geht.“
    
    *
    
    Die beiden Polizisten, die im Flur vor der Intensivstation gewartet hatten, waren so freundlich und brachten Frank nach Hause. Die Wohnung jedoch schien ihn zu erdrücken. Ständig hoffte er, Elisabeth müsse jeden Augenblick um die Ecke kommen. Er glaubte überall ihre Anwesenheit zu spüren. In der Spüle stand noch ihre ...
    ... gebrauchte Kaffeetasse vom Morgen. Bei einem Blick ins Schlafzimmer sah er das zerwühlte Laken. Auf dem Wäschekorb lag ein BH von ihr. Vor seinem inneren Auge sah er, wie sie noch vor wenigen Stunden nackt im Bett neben ihm gelegen hatte. Friedlich schlafend, mit einem Finger in ihrer Spalte. Ob sie sich selbst befriedigt hatte? Er hätte es ihr nicht verübeln können. Er hatte sie in letzter Zeit sträflich vernachlässigt. Die Arbeit bei General Genetics fraß ihn auf. Und nun war alles zu spät! Während er im Labor künstliche Schweinekörper erschuf, musste er hilflos zusehen, wie der Körper seiner Frau zerfiel.
    
    Frank ging ins Wohnzimmer um sich an der Hausbar einen großen Cognac einzuschenken. Da sah er den Brief auf dem Tisch. Mit zitternden Fingern öffnete er den Umschlag. Zum Vorschein kam ein Blatt Papier. Die Handschrift auf dem Zettel war eindeutig die Elisabeths. Er las:
    
    „Lieber Frank,
    
    schon seit Monaten bekomme ich dich kaum noch zu Gesicht. Du schleichst dich spät in der Nacht in unser Schlafzimmer und verschwindest morgens in aller Frühe wieder. Auch an den Wochenenden bist du oft nicht da, oder du bist müde und erschöpft. Du bist mir fremd geworden. Ich muss über unsere Beziehung nachdenken. Ich fahre für ein paar Tage zu meiner Mutter.
    
    Gruß Kathy“.
    
    Erschüttert legte Frank den Brief auf den Tisch. Es war alles seine Schuld. Sie wollte ihn verlassen, weil er sich nicht genügend um sie gekümmert hatte. Auf dem Weg zu ihrer Mutter hatte sie den Unfall. Das ...
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