1. Zivildienst - Teil 5


    Datum: 04.07.2023, Kategorien: CMNF

    ... schaut etwas traurig drein. Ich versuche Blickkontakt mit ihm aufzunehmen, doch er weicht mir ständig aus. Ich lehne mich etwas zur Seite, lege meine Hand auf Felix Oberschenkel und flüstere ihm zu „Ich geh mal mit Onkel Willi auf die Terrasse. Bleibst Du hier?“ Felix schaut mich an und nickt leicht. Mit meinem Rollstuhl rolle ich etwas von dem Tisch zurück und fahre zu Onkel Felix. Hinter ihm drehe ich meinen Rollstuhl wieder um und bringe mich in Position. Meine Hand lege ich auf Onkel Willis Schulter. „Na los alter Mann. Wer als erster auf der Terrasse ist, hat gewonnen.“ Danach nehme ich sogleich Fahrt auf. Onkel Willi steht nach einer kurzen Bedenkzeit auf und läuft mir hinterher. „Von wegen alter Mann. Dich hole ich gleich ein. Wirst schon sehen.“ Onkel Willi läuft los, doch ich bin schon viel zu weit. An der Stufe zur Terrasse verliere ich mit meinem Rollstuhl etwas Zeit, doch wie soll Onkel Willi an mir vorbeikommen.
    
    Auf der Terrasse angekommen breite ich meine Arme aus. „Komm, drück mich“ fordere ich Onkel Willi auf. Er ist ziemlich unbeholfen und kann mit meinem Rollstuhl nicht umgehen, doch wir schaffen es nach kurzer Abstimmung uns zu umarmen und zu drücken. Er drückt mich ganz fest an sich, so dass ich kaum atmen kann. „Setzen wir uns doch auf die Hollywood-Schaukel. So wie früher“ schlage ich vor. Sogleich treibe ich meinen Rollstuhl zur Schaukel und stelle ihn quer davor. Ich halte mich an dem Sitz der Schaukel fest und ziehe mich aus dem Rollstuhl hin zur ...
    ... Schaukel. Puh, das ist aber eine ganz schön wackelige Angelegenheit. Glücklich und stolz über meine Leistung setze ich mich auf die Schaukel. Den Rollstuhl drehe ich kurz weg und stoße ihn fort.
    
    „Na los, setz dich neben mich“ fordere ich Onkel Willi auf und schlage mit der Hand auf das Polster. Eine Staubwolke erhebt sich. „Na hoppla. Die wird wohl nicht so oft gebraucht, was?“. Onkel Willi kommt auf mich zu und setzt sich zu mir. Wie früher hake ich mich bei ihm ein und lehne meinen Kopf auf seine breite Schulter. „Was ist los mit dir, Onkel Willi? Du wirkst so niedergeschlagen.“ will ich von ihm wissen. „Dich auf einmal im Rollstuhl zu sehen, macht mich traurig. Ich weiß nicht, was ich sagen soll und ich würde dir so gerne helfen, aber ich weiß gar nicht wie. Ich fühle mich so ohnmächtig. Du weißt, dass du meine liebste Nichte bist. Nicht nur, weil ich auch dein Patenonkel bin. Was würde ich dafür geben, wenn du gesund sein könntest.“ Die Stimme von Onkel Felix ist ganz weich und zittrig. Seine Hände sind wie gelähmt. Er bewegt sie keinen Millimeter. Fast apathisch sitzt er neben mir. „Ach Onkel Willi. Den Rollstuhl können wir nicht wegzaubern. Aber mir geht es doch eigentlich ganz gut. Ich habe trotzdem Spaß in meinem Leben und am meisten hilft es mir, wenn die anderen sich mit mir freuen und ganz natürlich sind. Sieh doch, wir können hier ganz normal auf der Schaukel sitzen, so wie früher.“
    
    Meine Worte scheinen bei Onkel Willi nicht anzukommen. Sicherlich wird er ...
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