1. Eine gute Tat


    Datum: 23.09.2023, Kategorien: CMNF

    Der Raum ist groß und fensterlos, eine schwere hölzerne Tür ist der einzige Zugang. Ein Feuer brennt im Kamin, zusammen mit einige Kerzen in Leuchtern erleuchtet es das Gewölbe nur zum Teil.
    
    Die Tür wird aufgestoßen. Ein Wärter, groß, schwer, kommt mit lauten Schritten den Raum. An einer Leine zerrt er eine Frau hinter sich her. Die Leine liegt in einer Schlinge um ihren Hals, ihre Hände sind hinter dem Rücken gefesselt. Er spricht laut in den Raum.
    
    "Hier ist die Frau, Herr. Sie war in ihrem Haus. Was soll mit ihr geschehen?"
    
    "Ich danke euch. Lasst sie hier. "
    
    Die Stimme des Antwortenden ist ruhig, jedoch gewohnt zu befehlen. Der Mann, dem sie gehört, tritt aus einer dunklen Ecke in die Mitte des Raumes. Seine dunkle Kleidung wirkt elegant. Die Haut ist blass, das lange, sorgfältig gepflegte Haar schwarz wie seine Augen.
    
    "Ich werde sie befragen."
    
    Der Wärter zögert.
    
    "Ihr werdet Hilfe brauchen, Herr. Ich könnte euch zur Hand gehen. Bei einer Hexe weiß man nie!"
    
    Der Mann wirft dem Wärter eine Münze zu.
    
    "Nein. Das wird nicht nötig sein. Geht nun wieder auf euren Posten. Ihr werdet dort gebraucht."
    
    Der Wärter scheint enttäuscht zu sein. Er zögert, lässt aber schließlich die Leine fallen und verläßt den Raum ohne weitere Worte.
    
    Die Frau ist in der Mitte des Raumes stehen geblieben. Der Mann tritt an sie heran, betrachtet sie. Sie ist mittelgroß, eher schlank. Ihr gewöhnliches Kleid ist schmutzig und ist an mehreren Stellen zerissen. Der Kopf ist ...
    ... unbedeckt, das lockige rotbraune Haar ungekämmt und lang genug, um ihre Schultern und ihren Nacken zu bedecken. Ihre Füsse sind nackt und verdreckt. Wie oft bei den Frauen aus dem Volk ist ihr Alter schwer zu schätzen. Sie steht aufrecht, bewegt sich trotz der Fesseln sicher. Er schätzt ihr Alter auf irgendwo zwischen 30 und 40 Jahren. Sie friert - wohl eher aus Angst denn vor Kälte, versucht aber, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen und erwidert seinen Blick trotzig.
    
    "Du bist Maria, die Wirtin aus dem Wirtshaus am Osttor?"
    
    "Ja, Herr."
    
    "Du weißt, warum du hier bist?"
    
    "Nein."
    
    "Dem Bischoff kamen Gerüchte zu Ohren, Gerüchte die besagten, dass hier in Bamberg Hexerei betrieben wird. Selbverständlich kann er solchem Treiben nicht tatenlos zusehen. Also schickte er mich hierher, um den Fall zu untersuchen. Ich befragte mehrere Personen. Einige dieser Personen erhoben Vorwürfe gegen dich."
    
    Er macht eine Pause.
    
    "Sehr schwere Vorwürfe. Sie bezichtigten dich der Hexerei."
    
    Er tritt direkt vor sie, in seiner ruhige Stimme liegt klingt nun ein dunklerer, drohenderer Ton.
    
    "Bist du eine Hexe?"
    
    Die Augen der Frau weiten sich, ihr Stimme wird unsicherer.
    
    "Nein, Herr."
    
    Der Mann nickt nachdenklich, nicht zustimmend. Er scheint diese Antwort erwartet zu haben.
    
    Er holt aus einer Ecke einen Stuhl, stellt ihn vor der Frau ab, setzt sich darauf, blickt sie prüfend an.
    
    "Nun, Maria, dafür habe ich dich herbeibringen lassen. Ich muss feststellen, ob du eine ...
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