1. Blinde Weihnachten


    Datum: 21.10.2018, Kategorien: Romantisch

    ... indirekt dazu auf, es mir zu sagen.
    
    "Na gut, du hast es nicht anders gewollt!", sagte sie, legte eine kleine Pause ein, als wenn sie damit die Spannung auf die Höhe treiben wollte.
    
    "Schwänze!", platzte es auf einmal aus ihr heraus und ich sah sie erstaunt an. "Die von Männern?", konkretisierte ich, um mir sicher zu sein, dass sie gesagt hatte, was ich meinte. "Ja, von wem sonst? Ich interessiere mich für sie, mag sie. Leider komme ich zu selten dazu, sie zu studieren. Du weißt schon. Ich kann sie nicht sehen, Pornos bringen mir nichts, ich höre höchstens dumme Dialoge und Gestöhne, sonst nichts und es kommt selten vor, dass ich meiner Leidenschaft frönen kann. Wie du dir sicher vorstellen kannst, sind Männer in meiner Anwesenheit oft gehemmt, können mit meiner Situation nicht umgehen. Dass ihr das starke Geschlecht seid, kann ich daher nicht bestätigen!"
    
    "Es ist auch nicht leicht!", bestätigte ich und Anna lachte.
    
    "Wieso? Ich bin eine Frau, nichts anderes, habe Arsch, Titten und eine Vagina, es ist nichts anderes an mir dran, als an anderen. Ich kann lediglich nichts sehen. Bin ich damit ein anderer Mensch, ein Wesen aus einer anderen Welt? Nein, bin ich nicht. Ich habe dieselben Bedürfnisse wie jeder andere auch, sehnte mich nach menschlicher Wärme, nach Zugehörigkeit, vielleicht sogar mehr als andere. Und ausgerechnet mir wird es oft verwehrt. Wenige halten mich einfach fest, sind meinetwegen hier. Einfach nur um Gesellschaft zu haben!"
    
    Es hörte sich ...
    ... verbittert an, auch ihre Mimik drückte es aus. Ich fühlte mich in gewisser Weise schuldig, hatte nie darüber nachgedacht. Jetzt konnte ich mir vorstellen, wie es vielen, gerade behinderten Menschen ging. Auch wenn ich das Wort hasste. Sie waren nicht behindert, sondern höchstens eingeschränkt. Eben anders als die meisten, trotzdem Menschen mit denselben Gefühlen und Bedürfnissen, wie jeder andere auch. Ich wusste nicht, wie ich es ausdrücken sollte. Alles klang irgendwie falsch. Mir steckte ein Kloß im Hals, und ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Jede Antwort hatte einen schlechten Beigeschmack. Anna half mir jedoch aus der Klemme in sie sie mich gebracht hatte. Ich war mir sicher, dass sie sich darüber bewusst war. Sie hatte ein feines Gespür dafür entwickelt.
    
    "Aber es gibt Ausnahmen. Bist du so eine?", wollte Anna wissen, nahm ihre Tasse und trank einen Schluck.
    
    Um ehrlich zu sein, wusste ich es nicht, fühlte mich trotz allem wohl in ihrer Gegenwart. Im Gegenteil. Ich spürte eine gewisse Wärme in mir, Anna schien kein komplizierter Mensch zu sein, sage, was sie wollte, war gerade heraus. Das gefiel mir sehr, ich mochte es, obwohl es mir seltsam vorkam.
    
    "Weiß ich nicht!", antwortete ich und Anna nickte.
    
    "Ich denke schon. Es ist mir bereits aufgefallen, als wir zusammengestoßen sind. Du hast gut gerochen, deine Stimme hörte sich angenehm an, hat in mir was berührt. Es kommt selten vor, dass ich jemandem sofort vertraue, das kannst du dir sicher vorstellen. Bei ...
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