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Mit dem Zug zur Feier
Datum: 17.11.2023, Kategorien: CMNF
„Wann bist Du denn endlich soweit? Wir kommen noch zu spät zum Zug!“ tönt es aus dem Flur. Das ist natürlich mein Mann, der wieder völlig nervös vor der Abfahrt ist. Aber mit einem Baby kann man die Zeit nun mal nicht so genau planen und es passieren ungeplante Dinge. Und genau diese ungeplanten Dinge haben mich nun vollends erwischt. Ich wollte Sarah gerade noch stillen, bevor wir die vielen Stunden im Zug verbringen werden. Meine Nervosität und Hektik hat sich dabei auf sie übertragen und die Quittung dafür landete dann direkt auf meinem Schoß. Jetzt muss ich einmal Sarah komplett umziehen und mich selber auch. Zuerst kommt Sarah dran. Die ist ganz durch den Wind und entsprechend lange dauert das Umziehen. Endlich kann ich mich selber umziehen. Erst einmal raus aus den nassen Klamotten. Die Bluse, der Still-BH, die Hose und meinen Schlüpfer auch noch. Also einmal das volle Programm. Ich sprinte zum Kleiderschrank. Als Erstes der Still-BH. Auf den kann ich auf keinen Fall verzichten. Dann springt mir das Wickelkleid ins Auge. Gerade wollte ich an die Schublade mit den Slips gehen, da höre ich wieder im Hintergrund „Nun komm endlich! Wir sind schon viel zu spät dran!“ Ich verzichte auf den Slip. Warm genug ist es und das Wickelkleid ist lang genug. Schnell das Kleid umgewickelt und eine Schleife gebunden. Dann ab auf den Flur. Dort steht mein Mann schon. Die Jacke und Schuhe hat er bereits an und tippelt mit den Füßen auf dem Boden. Und anstatt, dass er mir Sarah jetzt ...
... abnimmt, darf ich natürlich alles machen. Ich ziehe ihr die Jacke an und lege sie in den Kinderwagen. Dann werfe ich mir schnell selber noch die Jacke über. Schuhe an und los geht es. Am liebsten hätte ich meinem Mann ja Sarah in die Hand gedrückt. Aber dann hätte das Ganze nur noch länger gedauert. In seiner Vaterrolle ist Georg noch lange nicht angekommen. Wenn er dann mal Sarah im Arm hat, schaut er ganz ängstlich drein. Ständig von der Angst getrieben er könne etwas falsch machen und Sarah weh tun. Seit meiner Schwangerschaft hat sich aber auch sonst einiges verändert. Ich bin nur noch die Mutter. Das Gefühl, seine Frau zu sein habe ich schon lange nicht mehr. Seit er weiß, dass ich schwanger bin, ist er so seltsam distanziert. Während der Schwangerschaft meinte er immer, dass er das Gefühl hätte auch mit unserer Tochter zu schlafen, wenn wir intim würden. Und seit unsere Tochter vor sechs Wochen zur Welt gekommen ist fehlt einfach die Zeit. Auch mein Körper hat sich verändert. Er scheint nicht damit klar zu kommen, dass sich der Bauch erst mit der Zeit wieder zurückbildet. Und wenn ich dann abends noch im Wohnzimmer Übungen machen will, dann stört es ihn beim Fernsehen. Völlig abgehetzt kommen wir an der Bushaltestelle an und steigen in den wartenden Bus. Der Fahrer hatte uns schon von weitem heran laufen sehen und wartete zum Glück. Viel Zeit zum verschnaufen bleibt uns nicht. In fünf Minuten kommen wir am Hauptbahnhof an und dann kommt der nächste Sprint zum ...