Lavendel duftet nicht nur blau - Teil 1: die Reise
Datum: 02.03.2024,
Kategorien:
Romantisch
Lavendel duftet nicht nur blau/1
"Wenn ein Mädchen auch scheu wie eine Maus ist, so muss man doch den Tiger in ihm fürchten."
Chinesisches Sprichwort
Die folgende Geschichte ist ein Auszug aus meinem umfangreichen erotischen Roman "Lavendel duftet nicht nur blau", der über 140 Seiten Text umfasst. Er erzählt die Geschichte eines jungen Ehepaars, das seine nachgeholte Hochzeitsreise in die Provence erlebt und bei der vor allem Anna, die Protagonistin, ihre verborgene erotisch-sexuelle Erlebnisfähigkeit und ihre Lüste immer mehr entdeckt - und auslebt. Anna B.
Endlich hat die Provence wieder ihre Ruhe gefunden, nachdem der Mistral während des ganzen Tages fast ununterbrochen seinen heißen Wind über das Land gefegt und alles knochentrocken gelegt hatte. Am Spätnachmittag hatte ein kurzer Regenschauer die Luft vom Mistral-Staub gereinigt. Mehr nicht. Zu einer merklichen Abkühlung hat der warme Landregen nicht gereicht. Die Luft ist jetzt glasklar. Ein leichter Duft von Lavendel und Ginster schwebt über der flachen, nur von kleinen Büschen durchsetzten und mit kleinen Erdhügeln aufgelockerten Ebene. Eine Akazienallee säumt die Naturstrasse, die zur Ferme führt. Sonst ist weit und breit kein Zeichen von menschlicher Zivilisation zu entdecken. Das nächste Dorf liegt zehn Autominuten entfernt. Die Ferme liegt breit und behäbig wie eine brütende Glucke mitten im weiten Ginstergebüsch, das von blühenden Lavendelsträuchern durchsetzt ist. Der pastellblaue Lavendel wirkt im ...
... senffarbenen Ginster wie Pickel im Gesicht eines Teenies. Die Ferme ist eine jener typischen Gehöfte der Provence: massiv, fast grobschlächtig mit wuchtigen Kalksteinen gebaut; unverputzt. Die verborgene Eleganz dieses Rustikalbaus wird erst bei näherem, aufmerksamem Betrachten aller Baudetails bewusst, und sie findet ihre Krönung im orangefarbenen Ziegeldach südlicher Prägung, dessen Struktur einer mit dem Sägemesser geometrisch streng gezogenen Tortengarnitur ähnelt. Um das Haus herum ist eine massive Mauer gezogen, die da und dort bereits Verfallserscheinungen zeigt. Ein rohhölzernes, verwittertes Holztor nimmt den Zufahrweg übergangslos auf. Es muss Jahrzehnte her sein, seitdem es das letzte Mal geschlossen worden war. Wuchernde Büsche und Unkraut um die Torflügel sprechen eine klare Sprache.
Längst ist das Gehöft seinem ursprünglichen Zweck entzogen. Es dient seit einigen Jahren als Zweitsitz einer Familie, die es verstanden hat, den rustikalen Charme harmonisch mit den Annehmlichkeiten einer zeitgemäßen Zivilisation zu verbinden, ohne dass dem zufälligen Betrachter auf den ersten Blick auffallen würde, dass die Ferme den Begriff Landwirtschaft nur noch vom Hörensagen kennt. Das Chaos und die Unordnung der Ferme hat System. Jeder Gegenstand am und ums Haus, jedes Pflänzlein, jeder Busch und Baum wurden vom Besitzer mit Liebe und sehr wohl bedacht dort hingestellt oder gepflanzt, wo sie hingehören. Sei es der morsche und zerfallene Leiterwagen neben der Eingangstüre, ...