Mias Geheimnis 02 Die Dorfkneipe
Datum: 05.07.2024,
Kategorien:
Hausfrauen
... deute.
Ich schaue zu den Tischen rechts von mir und mustere die Gruppe um Andreas. Bei der einzigen Frau handelt es sich um eine Mitarbeiterin der hiesigen Sparkasse, die meiner Erinnerung nach Lisa heißt. Sie ist etwa in meinem Alter, klein und ein wenig pummelig, mit einer altmodischen Lockenpracht auf dem Kopf. Es wirkt, als würde sie die Aufmerksamkeit, die ihr die fünf Männer aus Mangel an Alternativen schenken, nur allzu genießen. Ansonsten erblicke ich in der Ecke neben dem Eingang ein junges Pärchen, die Händchen halten.
Ebenfalls da sind die Beckers, zwei sympathische Senioren, die ehrenamtlich kleine Flohmärkte im Dorf veranstalten. Sybille winkt mir zu, als sie mich nochmals erblickt, und ich erwidere den Gruß.
Die meisten der anderen Gäste sagen mir nichts, mit einer Ausnahme: Günther Steider, der Besitzer desGoldenen Spatzen, sitzt an einem Einzeltisch an der Wand und tippt auf seinem Tablet herum. Im nächsten Moment steht er auf, zieht sich seine Jacke an und kommt zur Bar. Nachdem er sich recht kühl von Nicole verabschiedet, streift sein Blick den meinen. Er mustert mich daraufhin von oben herab, lächelt sein überhebliches, schmallippiges Lächeln und zwinkert mir zu. Ich halte es nicht für nötig seinen Abschiedsgruß zu erwidern. Ich mag Günther Steider nicht. Abgesehen davon, dass er Nicole nicht zu schätzen weiß, sind mir seiner Anmachsprüche von vor ein paar Jahren sehr wohl im Gedächtnis geblieben. Doch er scheint meine Ablehnung als solche zu ...
... deuten und verlässt ein paar Sekunden später seine Kneipe.
„Ufff", macht Nicole. „Endlich wird's ein bisschen leerer. Heute war echt die Hölle los."
Ich lächle. „Hast es bald geschafft."
„Naja, ein bisschen ist es noch. Aber je leerer es wird, desto entspannter wird es auch."
„N'cole", lallt es zu meiner Linken. „Noch'n B-." Frank rülpst.
Doch Nicole hat verstanden.
„Kommt sofort Franky, Sekunde." Unsere Blicke treffen sich und sie zieht kurz die Augenbrauen hoch. Ich muss grinsen.
Wirklich Zeit zum Tratschen hat Nicole immer noch nicht, obwohl nun auch die Beckers gehen. Sie springt von der Bar zu den Tischen, von da aus wieder zur Zapfanlage, zum Kicker und wieder zurück, wäscht und putzt Gläser... ehe alles von vorne beginnt. Doch all das macht mir herzlich wenig aus. Ich genieße es regelrecht, wie die stummen Minuten wie im Flug an mir vorbeigehen. Für die meisten wäre es wahrscheinlich verschwendete Lebenszeit, aber ich fühle mich zum ersten Mal seit gefühlt ewig langer Zeit vollends entspannt.
Ich schaue zu Frank und frage mich, ob es ihm ähnlich geht oder ob jede Minute eine Qual für ihn ist. Nicole hat mir vorhin flüsternd bestätigt, dass seine Frau vor 3 Jahren verstorben und er dadurch ziemlich abgerutscht und Stammgast am Tresen geworden ist. Einen neuen Job - den Holzfäller und -kurier - hat er dennoch gefunden. Ich empfinde Mitleid für den massigen Mann, habe aber keinen Drang, ihm das mitzuteilen.
Ich trinke meinen Merlot aus und stelle ...