1. Der Schmied


    Datum: 24.10.2018, Kategorien: Sonstige,

    ... wird nicht mehr lange so sein. Der Hunger treibt sie in meine Nähe.
    
    Wenn ihr kein Geld braucht und andere Menschen auch nicht mögt, warum stellt ihr dann Holzkohle her?
    
    Junge, sei froh, dass du noch lebst. Stell keine Fragen, wenn es so bleiben soll. Du kommst ungebeten in mein Leben und solltest dich mit den Antworten zufriedengeben, die ich dir gebe.
    
    Ich beschloss, am besten meine Klappe zu halten. So würde ich jedenfalls besser über die Runden kommen.
    
    Obwohl ich nur eine Belastung für den Köhler war, durfte ich tatsächlich noch ein wenig bei ihm bleiben. Allerdings brachte er eine wenig Stroh in das Häuschen, auf dem ich jetzt schlafen durfte. Sein Bett war ihm vorbehalten.
    
    Ehrlich gesagt lag ich auch lieber in dem Stroh, denn bei seinem Bett war ich mir nicht sicher, was dort sonst noch mit schlief.
    
    Die Schwellung am Fußgelenk schwoll langsam ab und schon eine Woche später konnte ich ohne Stock laufen. Während der Köhler mal wieder im Wald verschwunden war, ging ich nach draußen und dachte, dass ich mich etwas nützlich machen konnte. Ich fand eine Säge, den dazu benötigten Sägebock und diverse Stämme, die gesägt werden mussten.
    
    Also nahm ich an einem anderen, schon gesägtem Stück Holz Maß und begann mit der Arbeit. Die Sage war gut und scharf, von daher ging die Arbeit recht gut von der Hand.
    
    Etwa zwei Stunden später wollte ich wieder einen Stamm holen und erschrak fürchterlich, als ich mich umdrehte und der Köhler nur zwei Schritte hinter ...
    ... mir stand. Dabei hatte er seine Axt geschultert und stand einfach nur da. Er sah auf den inzwischen groß gewordenen Haufen frisch gesägtem Holz und nickte nur einmal. Dann sagte er nur noch: Hinter dem Haus ist noch eine Axt, stapeln kannst du es dann da vorne. Dabei zeigte er mit einer Hand auf die Stelle, an der er das frische Holz haben wollte. Dann drehte er sich um und ging ins Haus.
    
    Ein paar Augenblicke später kam er wieder aus dem Haus und hatte zwei große, dampfende Schüsseln Suppe in der Hand. Damit setzte er sich auf die Bank. Die eine behielt er, die andere stellte er neben sich. Ich ging noch leicht humpelnd zu ihm hin, nahm die Schüssel und setzte mich neben ihn. Dann löffelten wir sie langsam aus, ohne ein Wort zu sagen.
    
    Junge, wo kommst du eigentlich her?, fragte er auf einmal und ich erzählte ihm mein Leben von Anfang an. Er saß nur da und sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Als ich dann nach einer Stunde fertig war, sagte er nur: Ja, schlimme Zeiten!, und stand auf.
    
    Dann nahm der die Schüsseln und meinte nur noch. Du hast noch zu tun. Das Holz stapelt sich nicht von alleine. Wer essen will, muss dafür arbeiten. Bis jetzt war es eigentlich noch keine volle Schüssel wert, also strenge dich mehr an oder geh.
    
    Obwohl mir schon alle Knochen wehtaten, ging ich zurück, hackte die letzten Baumscheiben kleiner und schaffte es bis zum Abend alles noch zu stapeln. Dann ging ich ins Haus, legte mich auf das Stroh und schlief fast augenblicklich ein. ...
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