Die Odaliske
Datum: 24.05.2025,
Kategorien:
Kunst,
... erregter. Er legt sich auf das klassizistische Sofa und versucht möglichst viele Einzelheiten ihres wohlgeformten Körpers in sich aufzunehmen.
Er reicht ihr ein Glas Wein, will sie aus ihrer ernsten Stimmung holen, fröhlich und bereit machen.
Wie schön ist ihre erste gemeinsame Nacht. Sie sind gleich auf derselben emotionalen Wellenlänge. Er ist eben Künstler, einfühlsam, weich, zärtlich. Nicht so hart und stolz wie ihr General Murat.
Er führt sie in Versuchung mit dem funkelnden Glas mit seinem verbotenen, weil trunken machenden Inhalt.
Er sieht das Mägdlein lange an,
Mißt Zug für Zug, und nickt nur still,
Zum goldnen Becher greift er dann
Und fragt, ob sie nicht trinken will.
Ihr aber schwillt schon jetzt das Blut
Bis an der Adern letzten Rand,
Drum fürchtet sie des Weines Glut,
Und stößt ihn weg mit ihrer Hand.
(Friedrich Hebbel, Die Odaliske)
Noch widersteht sie der Versuchung. Zumindest der des Weines. Seinen Körper möchte sie haben. Jetzt!
Nun weist er stumm den ...
... Mohren fort,
Dem wild das Auge glüht vor Lust,
Und setzt sich an den weichsten Ort
Und küßt ihr langsam Mund und Brust.
(Friedrich Hebbel, Die Odaliske)
Sie gibt sich ihm hin, leidenschaftlich, bedingungslos. Er bedeckt ihren süßen Leib über und über mit Küssen, streichelt ihre Brüste, ihre Schenkel, ihre Spalte. Als sie kommt, stirbt sie den kleinen Tod, wie der Orgasmus in Frankreich genannt wird.
Und der kleine Mohr stirbt als Strafe für seine verbotene Lüsternheit.
Und plötzlich dringt ein jäher Schrei
Von außen ihr ins bange Ohr;
Sie ruft verstört, was das denn sei?
Und er versetzt: es starb der Mohr!
Er trank den Wein, den ich dir bot,
Und wird der Sünde nimmer froh,
Denn beigemischt war ihm der Tod! –
Ich prüfe jede Sklavin so!
(Friedrich Hebbel, Die Odaliske)
Zu dieser Geschichte hat mich das Bild: "Die große Odaliske" von Jean-Auguste-Dominique Ingres (Louvre, Paris) angeregt.
vgl.
http://www.mahagoni-magazin.de/Malerei/ingres-die-grosse-odaliske.html