1. Julian und Said Teil 02


    Datum: 24.06.2025, Kategorien: Schwule

    Das Telefon klingelte, im Display stand "Empfang". Julian hob den Hörer ab.
    
    "Julian?" Maren die Rassistin war dran.
    
    "Ja?" gab er knapp zurück.
    
    "Warum meldest du dich denn nicht mit Namen?" sie betonte es mit einem künstlichen Entsetzen.
    
    Julian konnte keinen Sinn darin erkennen, sich bei einem internen Telefonat mit Namen zu melden. Beide Seiten sahen im Display, was sie da taten, es ging nicht um Höflichkeiten, sondern in fast allen Fällen um kurze Absprachen. Er überlegte kurz, ob er es ihr ein weiteres Mal erklären sollte aber entschied sich dann anders und meldete sich erst mit Firmennamen, dann nannte er seine Abteilung und schließlich noch seinen Vor- und Nachnamen.
    
    "Jaja..." zickte sie zurück "du hast Besuch. Eine Art...Paketbote."
    
    "Paketbote?" gab Julian verwundert zurück. Er warf einen Blick auf die Uhr: 18h40.
    
    "Ja, hier am Empfang ist jemand für dich" die Stimme im Telefon hielt kurz inne, dann fuhr sie leise und verschwörerisch fort "ein...Südländer mit einer Tasche...angeblich für dich!"
    
    "Ah! Das ist privat. Danke!"
    
    "Privat?" Maren die Rassistin nuschelte entsetzt.
    
    "Ich komme runter und hole ihn ab" Julian wartete keine Antwort ab sondern legte den Telefonhörer auf. Dann betrat er den Gang und ging in Richtung Aufzug.
    
    "Er kommt." Sie legte den Telefonhörer auf, ohne ihn anzusehen.
    
    "Danke" sagte Said. Er ging einen Schritt von ihrem Tresen zurück und sah sich in der Eingangshalle um. Stahl, Glas, der Tresen mit der ...
    ... Rezeptionisting dahinter. "Maren Larsson" stand auf Ihrem Namensschild. Sie mochte ihn nicht, das war klar. Frauen mochten ihn normalerweise. Sie sahen ihn wahrscheinlich als nicht bedrohlich, freundlich und umgänglich. Aber Frauen sahen ihn genauso wenig als potenziellen Partner wie er sie. Said und Frauen, das war eine Geschichte von Freundschaften, nicht von Leidenschaft oder Romantik. Er wünsche sich dass seine Familie das erkennen konnte aber in dem Umfeld in dem er aufgewachsen war, war hierfür kein Platz.
    
    Vielleicht mochte ihn die Rezeptionistin aber auch einfach nur nicht, weil seine Haut zu dunkel war.
    
    Seit er und Julian sich damals kennen gelernt hatten, waren ein paar Monate vergangen. Sie hatten sich danach noch mehrmals verabredet aber mehr als kurze, unverbindliche Treffen hatten sich nicht mehr ergeben. Said war sich nicht sicher, woran es lag. Er musste sich reserviert geben, er konnte sich einfach nicht so verhalten wie das die Eurpäer tun. Sein Hintergrund war nunmal konservativ und er brauchte ja bereits eine Geschichte, warum er auf einmal mit einem blonden Deutschen befreundet war. Er war sich nicht sicher, ob Julian das verstand. Er hoffte es, aber es war auch verwirrend. Er konnte seine Herkunft nicht ändern, sein Umfeld war nunmal homophob und es machte keinen Sinn, zu glauben man käme dagegen an.
    
    Er hatte das Gefühl, da könnte durchaus nochmal etwas zwischen ihm und Julian passieren, aber jedes ihrer Treffen war durch irgendeinen blöden Zufall unterbrochen ...
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