1. Es begann im Hotel


    Datum: 16.11.2019, Kategorien: Romantisch

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    Das Taxi hält direkt vor dem Hoteleingang. Die Fahrt vom Bahnhof in Frankfurt zum Hotel dauerte aufgrund des Verkehrs etwas länger als du erwartet hattest. Unterwegs sind dir schon die Augen zugefallen. Es war ein langer, anstrengender Tag.
    
    Auch wenn deine erwachsene Tochter dich nicht mehr braucht wie früher, hast du doch Verpflichtungen zuhause. Und selbstverständlich in der Praxis. Die braucht deine volle Aufmerksamkeit.
    
    Nach der Arbeit bist du nach Hause, hast dich umgezogen. Der kleine Trolley war gepackt. Für die eine Nacht auswärts. Du hast dich für den Zug entschieden, weil die Fahrkarte beilag bei der Einladung zu diesem Kongress. Eine seltsame Geschichte.
    
    Du freust dich auf ein klimatisiertes Hotelzimmer bei dieser Hitze, auf zwei Stunden relaxen, ein Buch lesen, vielleicht kommt ein sehenswerter Film im Fernsehen. Und dann einen erholsamen Schlaf. Alleine schlafen bist du gewohnt, aber in einem Hotel von zu Hause weg ist etwas anderes.
    
    Der Taxifahrer ist schon am Kofferraum, bis du deine schlanken Beine aus dem Fond auf den Boden gebracht hast. Die Rechnung geht direkt an den Veranstalter, aber du drückst dem Fahrer ein kleines Trinkgeld in die Hand und übernimmst den Trolley, in dem sich deine Sachen für die Nacht und den nächsten Tag befinden.
    
    Du hast nachtelefoniert, warum gerade du zu diesem Kongress eingeladen wurdest. Warum alle Kosten übernommen werden. Normalerweise kostet alleine die Teilnahme dreistellig. Vom Hotel ganz abgesehen. Es ...
    ... schien alles seriös zu sein. Die Begründung war nachvollziehbar. Also hast du zugesagt. Und dich am Ende darauf gefreut.
    
    Du betrittst das Hotel und schaust dich kurz um. Ein sehr komfortables Businesshotel, in der Eingangshalle hauptsächlich Geschäftsleute. Männer meistens. Ein wenig fühlst du dich fehl am Platz, weil du keine klassische Business-Frau bist. Du musst einen Moment warten, trittst dann an die Rezeption und checkst ein.
    
    Ein Zimmer ist auf deinen Namen reserviert, in der dritten Etage. Die Rechnung wird übernommen, erfährst du. Aber das wusstest du ja schon. Du brauchst weder Geld noch Kreditkarte. Jedenfalls im Moment nicht.
    
    Der nette junge Mann, der dich eincheckt und Willkommen heißt, fragt dich, ob du den Begrüßungsdrink sofort oder lieber später nehmen möchtest. Spontan sagst du "Später!", überlegst es dir jedoch direkt anders und korrigierst "Nein, gleich!".
    
    Du lächelst, er lächelt. Später wirst du es nicht mehr schaffen, und wenn du einmal aus deinem Kleid gestiegen bist, worauf du dich freust, wirst du dich nicht mehr ankleiden. Soviel steht fest. Und ein kühles Getränk tut dir gut bei der Wärme.
    
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    Der junge Mann kommt nach vorne, nimmt dir deinen Trolley ab, sagt, er bringe diesen gleich auf dein Zimmer und führt dich zur Hotelbar. Eine kurze Geste von ihm zum Barkeeper und er lässt dich allein.
    
    Wenn du nicht so müde, er nicht so jung und kein Angestellter im Hotel wäre, würdest du ihn vielleicht fragen, ob er dir Gesellschaft leisten ...
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