Rowan: Die Nachtgestalt
Datum: 18.12.2019,
Kategorien:
Reif
Fetisch
###Irgendwie finde ich keine Kategorie, in die diese Geschichte passen soll... Ich hoffe, sie gefällt euch dennoch###
Rowan führte den alten Ochsenkarren vorsichtig an den tiefen Schlaglöchern vorbei. Er hatte Angst, die alten Räder würden den starken Schlägen nicht standhalten und er müsste die Waren, die er auf dem Stadtmarkt ergattert hatte, zu Fuß in sein altes Bauernhaus bringen.
Gerade so schaffte der alte Ochse es es, den Wagen aus eigenem Antrieb zu ziehen; vorausgesetzt der Weg war eben und ohne Hindernisse.
“Lange wird er wohl nicht mehr durchhalten”, überlegte Rowan resigniert und ohne große Trauer. Langsam holperte der Karren durch ein großes Tor, welches die Grenze seines Landes markierte. Kurz dahinter stand ein großer Eichenbaum. Der prächtige Baum stand schon an diesem Platz, seit sein Vater den Hof übernommen hatte.
Als Kind versteckte sich Rowan im dichten Blätterdach, wenn er etwas Böses angestellt hatte und sich vor seinen Eltern verstecken wollte.
An heißen Sommertagen lag er mit seinem Vater stundenlang im Schatten des Baumes und hörte sich Geschichten über fantastische Wesen und dunkle Nachtgestalten an, bis sie abends das Brot über dem Feuer rösteten, welches ebenfalls unter dem Baum entzündet wurde. Als sein Vater von dieser Welt verschied, legte sich Rowan häufig unter den Baum und trauerte. Wenn er so da lag, durch die wogenden Blätter in den Himmel sah und dem Rascheln der Blätter lauschte, kam es ihm manchmal so vor, als versuchte ...
... die Eiche ihn zu trösten und Mut zu spenden.
Viele schöne Erinnerungen hatte Rowan, doch die zweifelsfrei schönste Erinnerung an die alte Eiche war der Augenblick, in dem er Sybill das erste Mal erblickte, als er gerade Eicheln sammelte. Sie war das Kind einer Familie fahrender Händler. Aufgezogen auf der Straße, war sie Entbehrungen gewohnt und absolut kein verwöhntes Kind. Ganz anders, als die Tochter des Schmiedes oder des Schneiders, die kaum ihre eigenen Schuhe zubinden konnten. Rowan warb um die Gunst von Sybill, wie er es noch nie für eine andere Frau getan hatte, bis seine Mühe von Erfolg gekrönt war.
Zusammen mit seiner Sybill führte er den Hof seines Vaters fort.
Wer hätte gedacht, dass dieser Baum, mit dem Rowan so viel Glück verband, der Grund für seinen größten Verlust und heutigen Schmerz ist?
Die Kehle schnürte sich ihm zu, als er das Kreuz erblickte, welches unter dem Baum stand. Es war umsäumt von vertrockneten Blumen. Um nicht in Tränen auszubrechen, fuhr sich Rowan durch die Haare und wandte schnell den Blick ab. Doch die Bilder, die der Baum und das Kreuz in ihm hervorriefen, wann immer er an ihnen vorbeikam, formten schrecklichste Bilder vor seinem inneren Auge.
Er sah den Sturm, den der Hof im letzten Sommer ausgesetzt war. Dachziegel flogen durch die Gegend, mitgerissen von der unglaublichen Kraft des schlimmsten Unwetters, das er bis dahin je erlebt hatte. Verzweifelt versuchte er das durchgehende Pferd unter Kontrolle zu bringen, welches ...