Rache
Datum: 13.01.2020,
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1 auf 1,
... Türöffner summte, schnell öffnete ich die Tür, gerade noch hörte ich Top 18, 4. Stock. Ich trottete also zum Lift, holte ihn, stieg ein und drückte 4. Angekommen stieg ich aus und orientierte mich. Rechter Hand lag ein längerer, spärlich beleuchteter Flur, links und vor mir waren nur Mauern. Langsam ging ich den Flur entlang, auf der Suche nach Nummer 18. Als ich vor der Tür stand, klopfte ich zaghaft 2x an. Der Türspion verdunkelte sich kurz und wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet. Eine junge Frau stand im Türrahmen und begrüßte mich mit den Worten " Hereinspaziert in die gute Stube, ich bin J", und machte mir Platz damit ich eintreten konnte. " Danke, ich bin Rüdiger", antwortete ich und trat ein. J schloss zuerst die Tür und wandte sich anschließend mit einem strahlenden Lächeln zu mir um, die Hand zum Handschlag ausgestreckt. Zaghaft nahm ich sie und musste gleich durch ihren Händedruck zur Kenntnis nehmen, dass J viel Kraft hatte. " Komm" bitte weiter" forderte mich J auf, " darf ich dir etwas zu trinken anbieten?" " Gerne, wenn du ein Bier hättest, ich trinke aber auch Kaffee, Tee, Wasser aber bitte keine Milch."
J lachte hell auf, öffnete den Kühlschrank und stellte mir eine Flasche Bier auf den Tisch. " Öffner und Glas kommen gleich und setz dich doch bitte, ich fühle mich nicht gut, wenn ich dich stehen lasse", sprach sie weiter, ohne ihre Arbeiten zu beenden. Nachdem sie sich auch gesetzt hatte, war mein Glas voll, ihre Weinflasche geöffnet und auch ...
... ihr Glas gut gefüllt. " J, ein eigenwilliger Name", begann ich das Gespräch, " wie soll ich dich nennen?"
" Ganz einfach, "dsche oder sch oder jot, ganz wie du willst."
" Auch dscha, wie Jamaica?"
" Auch so, wie du willst.", lächelte sie mich an, " Mike hat mir erzählt, dass du eine Geschichte zu erzählen hast, willst du anfangen?", dabei blieb ihr Blick freundlich, ihr Mund hörte jedoch zu Lächeln auf, was mich seltsamerweise leicht betrübte.
Ich begann meine Geschichte zu erzählen, ließ nichts aus und gegen Ende spürte ich, wie die Wut wieder in mir hochbrodelte. Auch J schien es zu bemerken, denn ihr Blick wurde plötzlich härter und ich eigenartiger Weise ruhiger. Daraufhin stahl sich ein kleines Lächeln auf J's Mund, welches ich in vollsten Zügen genoss. Als ich fertig war, schwiegen wir beide, nur, ich wusste, J's Urteil war mir enorm wichtig.
" Hm", begann J, " das war ziemlich heftig aber es tut mir leid dir sagen zu müssen, dass Millionen Frauen auf der Welt, tagtäglich gedemütigt, geschlagen, sogar ermordet werden und zwar von ihren Ehemännern und die Gesellschaft akzeptiert das. Sogar hier bei uns, im sogenannten aufgeklärten Westen sind Frauen allzu oft Freiwild. Selbstbestimmung? Das ich nicht lache. Selbst bei der Bezahlung gibt es Unterschiede zwischen Mann und Frau, du hast daher nur in deiner Ehe erlebt, was tausende Frauen erleben. Das mit der Verleumdung ist jedoch ziemlich fies und unfair gewesen. Vielleicht wollte sie dich, wenn sie dich nicht ...