Unkonventionell
Datum: 26.01.2020,
Kategorien:
Romantisch
... "ehrlich währt am längsten', weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass dem nicht so ist, aber ich bin einfach viel zu faul, um mir irgendwelche Geschichten auszudenken. Entweder man mag mich so wie ich bin, oder nicht."
Tanja sah mich mit schräggelegtem Kopf an, strich mir kurz übers Haar und machte sich dann ohne weiteren Kommentar auf den Weg hinter den Tresen. Und nahm die Arbeit auf. Unterhielt sich kurz mit Jo, der wohl großen Teilen unserer Unterhaltung gefolgt war.
Er verabschiedete sich grinsend von mir.
"Tschüss Lippe."
"Tschüss Jo."
Zwei jüngere Frauen betraten nicht lange danach die Kneipe und stellten sich neben mich, um Drinks zu bestellen. Beide ziemlich aufgetakelt, für meinen Geschmack mit deutlich zu viel Kriegsbemalung. Nun gut, sie waren wohl tatsächlich auf dem Kriegspfad.
Eine davon sah mich von oben bis unten an, während sie auf die Ankunft ihrer Drinks warteten.
"Was ist denn mit deinem Hemd passiert?", wollte sie wissen.
"Spuckende Barfrau. Nehmt euch in Acht", teilte ich meine Spätnachmittagserfahrungen willig.
Die rückte gleich näher an uns heran, um auch ja nichts von unserer Konversation zu verpassen. Grinste schon wieder über beide Ohren, und nickte nur, als die beiden ihr fragende Blicke zuwarfen.
"Aha. Vielleicht solltest du dich auf Frauen konzentrieren, die erreichbar sind. Du bist ganz niedlich. Interesse an 'nem Doppelpack?"
"Wir kommen nur im Doppelpack", steuerte die zweite bei.
"Klingt ja lustig. Ich ...
... habe noch nie zwei Frauen gleichzeitig enttäuscht."
"Du meinst, du kriegst das ohne Weiteres hin, uns beide zufriedenzustellen?", wollte die erste wissen.
"Nee, im Gegenteil, mir ist eine schon zu viel", klärte ich sie gönnerhaft auf.
"Was zum..."
"Komm, lass den Spinner", zog sie die andere aus dem Gespräch und von mir weg.
Ich zuckte mit den Schultern und betrachtete stattdessen wieder Tanja, die leise vor sich hin kicherte.
"Ich verstehe jetzt aber, was du meinst. Man kann sich sicher fallweise durchaus mit dem Klientel hier amüsieren."
"Ja, ab und zu schon", gab sie zurück. "Wie jetzt."
"Wie dem auch sei, es hat mir meine Entlassungsfeier um einiges versüßt", sprach ich und trank mein Bier leer. "Wer weiß, vielleicht schneie ich irgendwann mal wieder hier herein. Immerhin gibt es hier etliche Firmen in der Gegend, die dumm genug sein könnten, mich einzustellen... was ist das?"
"Ein Bier. Aufs Haus."
"Im Ernst? Ich weiß nicht... ich vertrage eigentlich nur so ziemlich genau zwei. Das könnte ungeahnte Folgen haben. Darf ich fragen, warum?"
"Ich mag dich", gab sie grinsend zurück.
"Oh, du bist eine von denen."
"Ja, ich bin eine Frau, die Ehrlichkeit schätzt", meinte sie schmunzelnd und wandte sich dann dem gehetzt wirkenden jungen Mann zu, der für sich und seine Eroberung Getränke bestellte.
"Hast du das gehört? Eine Frau, die Ehrlichkeit schätzt", wunderte ich mich laut.
"Ich will die Kleine poppen, und nicht heiraten", gab er ...