1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... sie mit ihren Angeboten. Dabei war ich mir sicher, dass viele der Stücke unter Preis über den Tisch gingen, denn man verlor schnell die Übersicht.
    
    Zum Glück gab es sehr wenige auf dem Markt, die sich für so etwas Großes wie Möbel interessierten, von daher konnte ich dem Treiben gelassen zusehen. Die Erfahrung sagte mir, dass die schwersten und größten Teile erst am Schluss ausgepackt wurden. Daran war das Aasgeiervolk nicht interessiert. Dann kam meine Stunde.
    
    Leider war an diesem Morgen kaum etwas dabei. Nur Repliken, die mich nicht interessierten, auch wenn sie teilweise gute gemacht waren. Sogar welche aus Echtholz waren dabei, für die Ewigkeit gebaut. Nicht so ein Zeug aus Presspappe, welches bereits beim Anschauen wackelte.
    
    So verging die Zeit und ich konnte nichts finden, was meinen Geschmack oder Geldbeutel entsprach. Wenn es etwas gab, was mich interessierte, war es zu teuer.
    
    Schon entmutigt, ging ich langsam zum Ende des Marktes und wollte Schluss für heute machen, auch wenn ich mit leeren Händen nach Hause kam. Auf Krampf etwas zu kaufen, war nicht mein Ding. Man ärgerte sich umso mehr, wenn man Zuhause ankam und feststellte, dass man übers Ohr gehauen worden war.
    
    Als ich am vorletzten Stand vorbei kam, sah ich etwas an dem kleinen Transporter lehnen, der die Waren des Händlers hergebracht hatte. Es lugte ein wenig von verschnörkeltem Holz unter einem Tuch hervor, was darüber gestülpt worden war, ansonsten war nichts davon zu sehen. Da es flach ...
    ... und hoch war, ging ich davon aus, dass es ein Bilderrahmen war.
    
    Neugierig ging ich zu dem betagten Verkäufer und fragte ihn danach.
    
    "Entschuldigen sie!", sagte ich mit einer gelangweilten Stimme, "ich suche einen Rahmen aus Holz. Haben sie so etwas im Angebot?"
    
    Der Verkäufer sah mich einmal von unten an und schüttelte den Kopf.
    
    "Nein, einen Bilderrahmen habe ich nicht. Aber vielleicht interessieren sie sich für etwa anderes. Ich habe noch wunderbares Tafelsilber hier, genauso wie einige Messingartikel. Vielleicht wollen sie es ansehen?"
    
    Ich schüttelte den Kopf, sah dabei aber mit meinen Augen in die Richtung meines Begehrens.
    
    Das blieb dem Verkäufer nicht verborgen. Er verfolgte meinen Blick und sah mich an.
    
    "Es tut mir leid, das kann ich ihnen nicht verkaufen. Vor einer Stunde war ein anderer Käufer hier, der es haben wollte. Er hatte gesagt, dass er noch Geld holen müsste, denn er hätte nicht genug dabei. Außerdem ist es kein Rahmen, sondern ein Spiegel!"
    
    Ich sah ihn an und lächelte ihn freundlich an.
    
    "Ah ha!", meinte ich. "Darf ich ihm mir trotzdem ansehen? Immerhin könnte man den Spiegel selber entfernen und den Rahmen für ein Bild benutzen.
    
    Vielleicht kommt der Käufer nicht mehr wieder. Wäre doch möglich. Dann hätten sie, bei Gefallen, eine weitere Option! Er sieht groß und schwer aus, wenn es ein Spiegel ist. Den wollen sie doch sicher nicht wieder mitnehmen?"
    
    Er schüttelte mit dem Kopf und trat einige Schritte zurück, bis er bei dem ...