Tochter der Nacht
Datum: 24.11.2018,
Kategorien:
CMNF
... die Angst in der Luft unser Dorf könnte geplündert, überfallen oder vernichtet werden. Die Fürsten nahmen uns das letzte Korn aus den Scheunen, schlachteten unser Vieh um ihre Armeen zu versorgen und so kam es, dass wir hungern mussten.
Mich verließen die Kräfte und von Tag zu Tag fühlte ich mich schwächer und ausgelaugter. Philius schaute noch immer jeden Abend nach mir, doch konnte er es eines Tages nicht mehr mit ansehen wie ich trotz meiner Jugend anfing zu verwelken. Mittlerweile sah ich mich dem Tod schon näher als dem Leben als er sich mir eines Nachts offenbarte. Ich lag in meinem Bett, welches ich früher mit meinem Bruder hatte teilen müssen, und döste vor Hunger vor mich hin. Mein Bruder hatte vor Kurzem in den Krieg ziehen müssen. Wie jedes Mal nahm sich unser Herzog einfach die Menschen die er benötigte um gegen seine Feinde zu Felde zu ziehen. Dabei war es ihm gleich, ob sie dem Adel oder dem Pöbel angehörten. Nun lag ich hier, beinahe kraftlos und bis auf die Knochen abgemagert.
„Nein, Josefine, meine Frühlingsblume, mein Engelchen, kein Mensch bin ich so wie du einer bist. Ich scheine jung und doch bin ich alt, viel älter als du dir vorstellen kannst. Ich gehöre den Geschöpfen an die von euch gefürchtet und gejagt werden. Auch mir wurde schon mehrfach aufgelauert doch konnte ich bis jetzt immer siegreich aus den Auseinandersetzungen hervorgehen.“ Mir schwirrte der Kopf seitens seiner blumigen Formulierungen. Was wollte er mir nur damit sagen? Ich sollte ...
... es noch zeitig genug am eigenen Leib erfahren.
„Josefine“, begann er erneut, „Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Am Anfang sah ich auch dich nur in den Augen meiner Natur, doch ich konnte einfach nicht. Ich bringe den Tod, nur so kann ich leben, nur so erhalte ich meine Unsterblichkeit. Doch dann lernte ich dich näher kennen, dich, einen Menschen der mir sonst nichts weiter als Nahrung bedeutete. Du entzündetest eine schon längst vergessen geglaubte Flamme in mir, ein Feuer das meine Seele zu verzehren scheint.“
Langsam beugte er seinen Oberkörper zu mir herab und ich spürte seinen heißen Atem auf meinem Gesicht. Sein Kopf kam dem meinen immer näher und dann hauchte er mir wieder einen dieser flammenden Küsse auf die Lippen. Ein Orkan begann sich in mir zu bilden. Sein Kuss brannte auf meinen Lippen und fühlte sich so anders an als jeder den ich davor von ihm bekommen hatte. Obwohl er kaum zu spüren gewesen war hatte er doch ein tief in mir verborgenes Verlangen geweckt. Mühsam hob ich meine Hände an seinen Kopf um ihn wieder in meine Nähe zu ziehen und diesen Kuss zu wiederholen. Wieder berührten sich unsere Lippen und wieder durchfuhr mich ein Schauer, stärker diesmal, intensiver. Es verlangte mich nach mehr und durch dieses Verlangen erweckte ich ungeahnte Kräfte in mir. Neue Energie durchflutete meinen Körper und ich wollte eins werden mit Philius, auch wenn es meinen Aufenthalt in den Höllenfeuern verlängern sollte.
Den Küssen folgten Umarmungen die ihn ...