1. Der ehrliche Finder


    Datum: 25.11.2018, Kategorien: Reif

    <Prolog:
    
    Diese Geschichte soll die zufällige, nur durch ein Missgeschick zustande gekommene Verbindung zweier Menschen erzählen. Beide Protagonisten gehören zur 68er Generation, sind also zum Zeitpunkt des Geschehens schon mindestens 60plus.
    
    Möge diese Geschichte mithelfen, die heutige viel beobachtete Diskriminierung älterer Menschen in Frage stellen, und auch Ältere noch als vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft anzuerkennen.
    
    Für jede und jeden Einzelnen ist es nie zu spät, Ausgeglichenheit und innere Zufriedenheit durch Liebe, Zuneigung aber auch durch Freude und Spaß am Sex im Leben zu finden.
    
    Gewählt habe ich eine ungewöhnliche Form der Erzählung: Zuerst als Monolog geführt, dann, wenn sich die Protagonisten vorgestellt haben, als Dialog ohne direkter Rede.
    
    Der Autor ist ein Homo Austriacus, daher die für Nicht-Össis vielleicht oft ungewöhnliche Terminologie und Semantik.
    
    Die Geschichte:
    
    Noch schnell vor dem Mittagessen Geld abheben, als Pensionist hat man ja jede Menge Stress!
    
    Ich suche die Bank im Ortszentrum auf, betrete das Foyer, gehe zum Bankomaten, mache meine Abhebung und sehe dann auf der Ablage eine Zip-Tasche. Oh, die muss jemand vergessen haben. Ich öffne diese und sehe eine Menge Scheine, eine Geldbörse und etliche Menge Belege. Aus der halb geöffneten Geldbörse sehe ich das farblich bekannte Design einer Bankomatkarte, offenbar ist der oder die Besitzerin Kunde der örtlichen Bank. Schnell schließe ich die Tasche und gehe zu ...
    ... dem einzigen besetzten Schalter und gebe die Tasche ab. Sicherheitshalber nenne ich der freundlichen Angestellten für Rückfragen Namen und Telefonnummer. Nachmittags ruft auf meinem Phone eine mir unbekannte Nummer an.
    
    Eine Frauenstimme fragt, ob ich der ehrliche Finder wäre und bedankt sich überschwänglich als ich dies bejahe. Auf die Frage, ob sie irgendetwas schuldig wäre, antworte ich entrüstet, dass solches Verhalten doch selbstverständlich ist. Trotzdem möchte sie sich aber unbedingt persönlich bei mir bedanken, und so lädt sie mich auf einen Kaffee zu sich ein.
    
    Die Adresse ist eine Ortschaft weiter, das Haus, blau weiß gefärbelt soll gleich links nach der Ortseinfahrt stehen, und ja, wenn ich Zeit habe, warum nicht gleich?
    
    Eine angenehme Stimme, ohne Akzent, ruhig, ein angenehmes Timbre, sicher nicht jugendlich, ich kann einfach nicht ablehnen.
    
    Na gut, Winterdienst rund ums Haus ist gemacht, sonst gibt es heute ohnehin nichts, und ein Tratsch kann nie schaden! Ab ins Auto, auf zur nächsten Ortschaft, ah ja, da ist es schon, das weiß-blaue Ziel. Klingle, eine Frau, etwas jünger als ich öffnet, und bittet mich nach kurzer gegenseitiger Vorstellung ins Haus.
    
    Als beinahe Eremit bin ich echt beeindruckt. Perfekt weibliche Figur, mittellanges dunkelblondes Haar mit grauen Einsprenkelungen, mauve-farbiger Mohairpullover, schwarze, weite Hose, Ballerinas. Im Wohnzimmer brennt im Kamin ein Holzfeuer, es ist bereits für den Kaffee aufgedeckt. Wie möchten sie den ...
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