1. Da ist Musik drin


    Datum: 25.04.2020, Kategorien: Reif

    Ich war inzwischen nicht mehr ganz frisch. Demnächst stand mein sechzigster Geburtstag bevor. Immer hatte und hielt mich auch heute noch die Musik jung und frisch. Vor über vierzig Jahren hatte ich begonnen, Bassgitarre zu spielen. Ich rede jetzt nicht von Symphonien und klassischer Musik, ich rede von Rock und Blues. Damals hatten ein Schulfreund und ich unsere erste Band gegründet. Es wurde zwar nicht zu meinem Beruf, aber es wurde zur Lebensfreude der besonderen Art. Wenn ich Musik mache, vergesse ich die Welt um mich herum.
    
    Viele Jahre und mehrere Bands begleiteten mich und mein Hobby. Und dann gab es da noch etwas. Wenn du auf der Bühne stehst, stehst du auch im Rampenlicht. Die hübschen Mädels unter den Besuchern nehmen dich ins Visier. Und natürlich ist man als Musiker kein Kostverächter. Ich erinnere da so einen Auftritt, da war ich etwa Anfang zwanzig. Von der Bühne herunter hat man immer einen guten Ausblick auf das Publikum. Ich ließ meine Blicke schweifen. Es war eine darunter, die meine besondere Aufmerksamkeit erregte. Sie war hübsch, relativ groß und schlank. Sie hatte lange Haare, die sie offen trug, und mit denen sie durch die Gegend wirbelte.
    
    Ich bediene jetzt mal das Vorurteil über uns Musiker. Keine Frau ist vor uns sicher. Aber auch umgekehrt wird ein Schuh daraus. Wir Musiker sind sowas wie Freiwild für die Frauen. Das ist jetzt keine Beschwerde. Wir lassen uns gerne mal jagen. Wenn du einen ganzen Abend lang Musik machst und fünf Stunden oder ...
    ... länger auf der Bühne stehst, dann bist du so aufgeputscht, daß du hinterher etwas zum Runterkommen brauchst. Es darf aber auch zwischendrin sein. Dieses hübsche Etwas da unten auf der Tanzfläche fixierte mich. Sie warf mir immer wieder Blicke zu.
    
    Die Pausen zwischen den Gigs mit drei bis vier Songs sind immer nur relativ kurz. Zehn bis fünfzehn Minuten, dann steht man wieder auf der Bühne. Das Publikum will unterhalten werden. Aber so gegen elf oder halbzwölf am Abend wird eine halbstündige Pause eingelegt. Der Wirt will ja auch Getränke verkaufen und Geld verdienen. Ich schnappte mir mein Bier und näherte mich der unbekannten Schönheit. Wieder trafen mich ihre erotisierenden Blicke. Ich hatte nur diese knappe halbe Stunde, aber sie war schön, sie war aufreizend, und sie hatte mich immer wieder auffordernd angesehen. Sie ließ es sich gefallen, als ich sie umarmte, und sie wehrte auch meinen Kuss nicht ab. Ich entführte sie hinter die Bühne. Ich habe sie gevögelt, bis die Fetzen flogen, dann war unsere Pause vorbei.
    
    Ich will jetzt nicht prahlen, aber natürlich gab es im Laufe der Jahre immer wieder solche und ähnliche Gelegenheiten. Manchmal war es auch nach Beendigung eines Auftritts, und es folgte dann noch eine ereignisreiche Nacht.
    
    Erzählen will ich ja aber eigentlich von ganz was anderem. Demnächst würde mich also die magische Sechzig ereilen. Ich rede nicht von Torschlusspanik, denn ich hatte immer noch viel Spaß am Leben und an der Musik, auch wenn ich nicht mehr ...
«12»