Die Personenschützerin
Datum: 10.06.2020,
Kategorien:
Romantisch
Kapitel 1 - Das erste Aufeinandertreffen
"Guten Tag, Herr Minister", begrüßt mich eine ausgesprochen hübsche, junge Frau.
Sie hat angeklopft und ist dann, ohne auf eine Antwort zu warten, in mein Büro gekommen. Nun steht sie vor dem Schreibtisch und schaut mich von oben herab an. Zunächst bin ich von ihrem Aussehen abgelenkt. Doch dann wird mir bewusst, dass diese Frau gar nicht in meinem Büro stehen sollte. Wie hat sie es nur geschafft, bis zu meinem Büro zu gelangen? Wie hat sie es angestellt, dass sie am Sicherheitsdienst vorbeigekommen ist?
"Einen ebenso schönen Tag wünsche ich", gebe ich zur Antwort. Ich will Zeit gewinnen, um die Lage besser einschätzen zu können.
"Was steht heute auf dem Programm?", will sie wissen.
Sie klingt dabei ausgesprochen entspannt. Ich hingegen schaue sie überrascht an. Ich verstehe nicht, was sie von mir will und komme mir vor, wie im falschen Film. Schon gut, dass heute Montag ist und noch nicht alles rund läuft in der Büroorganisation. Trotzdem scheint er einen doch besonders ungewöhnlichen Start zu nehmen.
"Wer sind Sie und was geht Sie mein Programm an?", frage ich.
Mein Ton ist wohl etwas gereizt. Ist doch wahr! Was geht diese Person mein Programm an? Scheiße! Der Personenschutz ist auch noch nicht da. Ausgerechnet heute, wo ich Mike bräuchte, um diese vermutlich durchgeknallte, junge Dame aus dem Büro zu begleiten, ist er noch immer nicht aufgetaucht. Er müsste doch schon längst da sein.
Ich war am Wochenende ...
... bei Freunden zu einer privaten Feier eingeladen und hatte ausdrücklich darauf verzichtet, dass Mike mich dorthin begleitet. Er hatte seinem Sohn schon vor langer Zeit versprochen, mit ihm eine Bergtour zu unternehmen. Der Wetterbericht versprach für das Wochenende herrliches Bergwetter und die Gelegenheit war somit ideal für ihr Vorhaben. Hätte ich für das Wochenende nicht auf den Personenschutz verzichtet, hätte er nicht frei nehmen können und dann wäre die Tour ins Wasser gefallen. Genau die Tour, auf die sich sein Sohn so lange gefreut hat. Das konnte ich ihm unmöglich antun. Mike begleitet mich inzwischen seit etwas mehr als einem halben Jahr. Ich hatte ausdrücklich verlangt, dass ich - soweit es machbar ist - immer denselben Mann an meiner Seite habe. Das hat den großen Vorteil, dass wir uns aufeinander einstellen können. Das ist mir viel lieber, als immer neue Leute um mich zu haben. Der Erfolg gibt mir Recht. Wie erhofft, sind Mike und ich inzwischen ein hervorragend aufeinander eingespieltes Team.
"Ich bin Ihre Personenschützerin."
"Sie ist was?", frage ich entgeistert.
Die Tante hat doch nicht mehr alle Latten am Zaun, zumindest nicht in der richtigen Reihenfolge. Sie sieht zwar nicht so aus, als wäre sie nicht normal oder als plane sie ein Attentat auf mich. Doch sieht man das einem Menschen an? Auf jeden Fall sind beides keine erfreulichen Aussichten. Und ausgerechnet heute ist Mike noch immer nicht da, um eingreifen zu können. Deshalb werde ich wohl allein ...