1. Schattenbaumspiele


    Datum: 10.07.2020, Kategorien: Romantisch

    ... langen Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden, die Haare musste sie aber vorher onduliert haben, denn sie waren jetzt leicht gelockt. Ich war mir auch sicher, dass sie gestern keine Ohrringe getragen hatte. Und sie hatte Lippenstift aufgelegt. Nicht auffällig, da in ihrer Lippenfarbe, aber die Lippen wirkten dadurch voller und glänzten leicht. "Na, zufrieden mit der Musterung", fragte sie. "Öhhhhmmmm ja, so muss es wohl aussehen, wenn du eine von deinen Insekten betrachtest", stammelte ich, und wusste genau, dass ich jetzt rot wurde. "Wollen wir?", fragte ich. "Ich hoffe, du hast ein Auto. Die Burg soll ja 35 km weg sein". "Nein, wir gehen natürlich alles zu Fuß". Sie schaute erstaunt, dann prustete ich los. "Natürlich mit dem Auto bis zum Wanderparkplatz". Das Eis war gebrochen und wir schlenderten zum Parkplatz.
    
    Ich fuhr los. "Wie weit seid ihr eigentlich auseinander", fragte ich. "Ein Jahr. Ich bin die jüngere. Mein Vater hatte Leonies Mutter schon vor der Geburt verlassen und sich in meine Mutter verliebt". "Lebt er noch"? "Ja, aber er hat meine Mutter dann später auch verlassen. Und mich, als ich noch ein Kind war. Mit 9 Jahren". "Das war schlimm, oder"? "Ja, damals schon. In meiner Schulklasse war ich damals die einzige in einer solchen Situation. Der Spott einiger Mitschüler war mir sicher". "Aber doch sicher nicht alle"? "Nein, ich hatte auch nettere Mitschüler. Einfühlsame". "Und Leonie"? "Ja, die hatte auch das Problem. Die war damals in unserer ...
    ... Parallelklasse. Musste eine Ehrenrunde machen. Wir haben uns da schon gut verstanden, obwohl wir doch so unterschiedlich sind". "Brauchst du mehr sie, oder sie mehr dich"? Sie schwieg lange. "Ich habe da noch nie darüber nachgedacht. Es stimmt, manchmal sieht sie mich gar nicht. Und manchmal wiederum kann ich mich stundenlang mit ihr unterhalten. Aber nur, wenn sie gerade keinen Mann geangelt hat, was selten vorkommt".
    
    "Letzteres hatte ich schon geahnt", sagte ich. "Hast du deswegen ihre Essenseinladung nicht angenommen"? "Was soll ich mit einer solchen Frau?", fragte ich, was wohl so viel wie ja hieß. "Ja, leider ist sie meistens auch sehr oberflächlich. Mein Vater leider auch. Und ihre Mutter ebenso. Da gab es wohl keine Chance, dass sich die Gene anders sortieren. Hast du denn keine Frau"? "Doch, hatte ich. So eine wie Leonie". "Verstehe. Ist es schon lange her"? "Ein Jahrzehnt. Ich war damals wohl noch zu schwach und konnte einem Hormonschub nicht widerstehen. Hat dann ja auch nicht lange gehalten. Nach drei Jahren war alles vorbei". Nathalie erzählte mir dann noch ein wenig aus ihrer Schulzeit, dann waren wir schon da.
    
    "Auf geht's", sagte ich, und wir gingen los, zuerst auf einem breiten Wanderweg. Eigentlich würde der die ganze Zeit so weitergehen, aber ich wählte dann nach etwa einer Stunde einen Abzweig, auf einem schmalen Pfad ging es direkt in den Wald hinein. Es war ein Mischwald, viele Laubbäume, wenig Nadelbäume. "Zerrst du mich jetzt doch ins Gebüsch?", ...
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