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Nettis Haus
Datum: 05.08.2020, Kategorien: Berühmtheiten,
... Mädchen. Ich will euch beide nur beschützen. Hierher werden sie niemals vordringen, und selbst wenn- in einem rundum verschlossenen Raum werden sie niemals Menschen vermuten. Nein! Du darfst Deine Kräfte nicht verschwenden! Dein Weg ist noch weit..." Die Worte der Frau lullten ein, willenlos lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Wand und ließ sich hinabsinken. Als sie den Boden berührte, spürte sie etwas Warmes, Weiches unter sich,- ein Fell, wie sie feststellte. Automatisch streckte sie sich lang aus und ihr Kopf fand sogleich eine bequeme Unterlage. Im Einschlafen noch hörte sie das Murmeln, fremdartige, unverständliche Laute, an- und abschwellend, und der Duft vom Feuer her ließ ihre Eingeweide sich entspannen. Als sie das Kind an sich drücken wollte, schlief sie ein. Sie erwachte in ihrem Wärmeisolierten, meteoritensicheren Appartment. "Guten Morgen, ich hoffe, Du hast gut geschlafen?Welche Musik darf ich spielen?" Lena, ihre biomechanische Appartment- Servicekraft, begrüßte sie mit sanfter Stimme. Wie bei allen moderneren von Menschen entwickelten Intelligenzen war es einem Nichtfachmann unmöglich, festzustellen, wieviel von Lenas Fähigkeiten dem Verdienst sogenannter Programmierer entsprang, oder was und wieviel diese sich selbst angeeignet hatte. Lena war ihr etwas unheimlich, manchmal fühlte sie sich von ihrem eigenen Computer dirigiert, doch vermochte sie einfach nicht, sich von ihr loszureißen. Auf der Erde hätte ...
... sie es vielleicht geschafft, da hätte sie einfach rausgehen können, doch hier.....Sie wußte kaum noch, wann sie geflohen waren. Von ihrem Heimatplanteten trennten sie Milliarden von Lichtjahren. Hier draußen war sie allein mit Lena. Ein Zurück gab es nur noch in ihren Träumen. Sie trieb einsam durch das All, am Leben gehalten von den automatischen Funktionen dieser High- Tech- Raumkapsel, genährt von der Hoffnung, irgendwann auf andere intelligente, gutmütige Wesen zu treffen und bei Verstand gehalten von ihrem Computer, ihrer einzigen Gesellschaft. Es war das erstemal seit Langem, daß sie der Gedanke an Lena beunruhigte. Diese hatte inzwischen eine sanfte Melodie angestimmt, die durch den Raum zu schweben schien und in ihren Verstand eindrang. Was hatte sie nur so erschreckt? Als sie es wünschte, erschien sofort ein Spiegel vor ihrem Gesicht, und beim Anblick ihres Gesichts wurde ihr der Traum bewußt. Das Baby, die Alte, dieser Raum.....immer deutlicher erinnerte sie sich! Sie träumte sehr oft, die Träume waren ihre einzige Abwechslung. Stundenlang schwebte sie mit geschlossenen Augen durch den Raum, eingelullt von Lenas speziellen Traummelodien, die diese immer life komponierte und ihren Bedürfnissen anpasste, sie träumte von Tom, den sie damals zurückgelassen hatte, von der rauhen, felsigen Küstenlandschaft, die ihre Heimat gewesen war, vom weiten, unendlichen Meer, den Möwen, einem strohgedeckten Fischerhäuschen hinter den Dünen, sie ...