1. Neugier


    Datum: 19.08.2020, Kategorien: Romantisch

    "Na, wenn du kein Bargeld hast... hübsche Braut wie du, kannst mir fürs Rauftragen auch einen blasen... fürs Aufbauen musste dann schon mehr leisten...", kriegte ich mit, als ich zu einer relativ bizarren Szene stieß.
    
    Vor unserem Hauseingang standen etliche große Pappkartons, wahrscheinlich mit Möbeln, denn auch eine große Matratze und passender Lattenrost waren unter Klarsichtfolie sichtbar. Dazwischen stand eine junge, rothaarige Frau, die mit hängendem Unterkiefer das "Sonderangebot" des dummdreisten Fahrers vernommen hatte.
    
    Ich wollte schon einschreiten, aber da hatte sie sich bereits gefangen.
    
    "Natürlich, welche Frau träumt nicht davon, von einem schwitzigen, bier-bäuchigen Halbaffen zu sexuellen Handlungen erpresst zu werden. Jetzt verzieh dich, sonst kriegst du außer der Beschwerde, die so sicher wie das Amen in der Kirche ist, noch ein paar Schellen, du Vogel."
    
    "Du blöde Schlampe..."
    
    "Ehm... die Dame wünscht deinen Abgang, guter Mann", mischte ich mich ein, während ich von inneren Lachkrämpfen geschüttelt meinen Briefkasten aufschloss. "Den ich dringend empfehlen würde. Wie von weiteren Aussagen, jetzt vor Zeugen, abzusehen."
    
    Der Typ dreht seinen aus welchen Gründen auch immer roten Kopf nun in meine Richtung, und dachte wohl einen Moment darüber nach, was er tun sollte. Er suchte nach Worten, fand sie nicht, machte dann vor sich hin fluchend tatsächlich den gewünschten Abgang.
    
    Schwang sich in seinen kleinen Lkw und brauste davon. Sie ...
    ... schüttelte sich, und sah mich dankbar an.
    
    "So etwas habe ich auch noch nicht erlebt. Ich danke Ihnen... ich... wir sind wohl Nachbarn, ich ziehe gerade ein...", begann sie.
    
    "In den dritten Stock? Dann in die Wohnung genau neben meiner. Herzlich willkommen, ich bin der Fabian."
    
    "Doro, angenehm. Das war echt unglaublich... ich dachte, ich bin im falschen Film."
    
    "Das Kleingedruckte nicht gelesen? Das nur bis zur Haustür ist leider mittlerweile Standard. Für ein ordentliches Trinkgeld lässt sich das natürlich umgehen."
    
    "Ja, das hat er auch gesagt, bevor ich gestehen musste, dass ich kein Bargeld im Haus hatte, außer dem Fünfer, den ich ihm geben wolle. Ich habe das Ganze noch in Amerika übers Internet bestellt und bin ehrlich gesagt davon ausgegangen, das alles im Preis mit drin war. Oh Gott... und was mache ich jetzt mit dem ganzen Krempel..."
    
    "Kein Thema, das kriegen wir schon rauf. Bei der Matratze müsstest du mit anfassen, den Rest bekomme ich alleine hin."
    
    "Wirklich? Das kann ich doch nicht annehmen... und selbstverständlich fasse ich bei den anderen Sachen mit an. Es ist doch eine ganze Menge."
    
    Ich musste schmunzeln. Gut, ich war nicht gerade Schwarzenegger, aber dieses vielleicht eins fünfundfünfzig große zarte Persönchen wollte ich nun nicht einer solchen Schlepperei aussetzen.
    
    "Schauen wir mal. Ich habe schon ganz andere Sachen bewegt. Hast du die Tür oben offengelassen? Die Haustür hat so einen Klemm-Mechanismus, musst du nur ganz weit aufmachen und ...
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