1. Der letzte Tag


    Datum: 27.08.2020, Kategorien: CMNF

    Emily hat ein Bein angewinkelt und auf die Bank gestellt auf der sie sitzt. Sie fummelt nervös an ihren Schnürsenkeln, um Zeit zu schinden. Immer mehr Schüler strömen an ihr vorbei. Heute kommt es ihr so vor, als würden die zwei Klassen aus hunderten Schülern bestehen. Und sie sind alle ahnungslos. Keiner weiß, was Emily vor hat. Nicht mal ihre besten Freunde. Sie weiß nicht wie sie reagieren werden und das macht sie noch nervöser.
    
    Emily ist die einzige, die sich auf einer der Bänke rechts neben dem Eingang setzt, wo man bequem seine Schuhe ausziehen kann. Daran, dass man seine Schuhe hier ausziehen soll, hält sich kaum einer. Sie latschen wie immer laut grölend durch die Reihen. In der Reihe, die Emily einsehen kann, nehmen sie links die Schließfächer in Beschlag und drängeln sich rechst in die Umkleidekabinen. Wer nicht schnell genug ist, muss warten. Mädchen kreischen, weil ein paar Jungs sich an den Wänden hochziehen und spannen. Der ganze Raum ist erfüllt von Lachen und Rufen. Aus irgendeinem Handy krächzen die Hits des kommenden Sommers.
    
    Die letzten Tage vor den Sommerferien sind sehr entspannt. Es gibt keinen Notendruck und die schulischen Aktivitäten sind mehr eine Beschäftigungstherapie. Vor den Ferien nutzen die Schüler den freien Eintritt ins Spaßbad, das etwas außerhalb der kleinen Stadt liegt. Es gibt dort ein gewöhnliches, rechteckiges Wettkampfbecken wo der Schwimmunterricht statt findet. Normalerweise dürfen die anderen Planschbecken, die Rutsche, der ...
    ... Whirlpool und die Sauna nicht von den Schülern genutzt werden. Aber in der Woche vor den Ferien werden ein paar Augen zugedrückt. Vor der Urlaubssession und den Ferien sind keine Badegäste dort. Da die meisten 18 oder älter sind, muss auch kein Lehrer als Aufpasser mitkommen. Und so haben zwei Klassen einer Klassenstufe das ganze Schwimmbad für sich.
    
    Nicht mal ein Jahr kennt sie diesen verrückten Haufen.
    
    Nach dem beruflichen Umzug ihrer Mutter wäre Emily gerne weiter zu ihren alten Freunden auf die alte Schule gegangen. Aber die Städte liegen zu weit auseinander. Wegen Stunden, die sie täglich in Bus und Bahn hätte verbringen müssen, musste sie die Schule wechseln.
    
    Der Kontakt zu ihren alten Freunde ist nie abgebrochen. Wie auch? Unter der Woche ist sie per Internet bei ihnen. Am Wochenende fährt sie zu ihrer besten Freundin, Beate, und übernachtet dort. Bea hat ihr sogar ein Bett ins Zimmer gestellt. Seit fast einem Jahr geht das so.
    
    Aber nicht mehr lange. Denn Emily und ihre Mutter ziehen sie wieder zurück, wieder beruflich. Diesmal in eine größere Wohnung. Emily und Bea haben sich tagelang ausgemalt, wie sie Emilys neues, viel größeres Zimmer aussehen wird. Ihr Schreibtisch kommt unter das Fenster, Kleiderschrank und Regal an die freien Wände daneben. Das wichtigste wird das große französische Bett. Emily freut sich auf die Sommerferien, wo Bea bei ihr übernachtet. Oder auch mal ein Junge, wie Bea meint, denn so ein schönes Bett muss man nutzen. Emilys Mutter ...
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