1. Dienstgemahl


    Datum: 04.11.2020, Kategorien: Hausfrauen

    ... der Woche zum Mittagessen zu sehen, aber sie kommunizierten den ganzen Tag telefonisch oder schriftlich. Es war fast, als ob sie sich ununterbrochen unterhalten würden. Ursprünglich telefonierte sie jeden Abend mindestens eine Stunde mit Emma, wie sie es vor unserer Hochzeit getan hatten. Emma war es dann, die Minerva erklärte, dass diese Sitzungen enden mussten, weil sie sich auf mich konzentrieren sollte, wenn wir zu Hause waren.
    
    Emma nannte eine allumfassende Klugheit ihr Eigen, was sich nur in Herzensangelegenheiten nicht bestätigte. Ihre Ehe mit Josef war überschattet von Schwierigkeiten. Nicht alle Details habe ich erfahren, aber ich habe genug gehört, um zu wissen, dass Emma ihn schon vor Jahren hätte fallen lassen sollen. Sie gab ihn nicht auf und als seine Firma ihm eine Beförderung anbot, die einen Umzug in eine recht weit entfernte Filiale bedeutete, sagte sie Minerva, es sei eine Chance für sie, neu anzuanfangen.
    
    Minerva versuchte, den gleichen engen Kontakt wie immer zu halten, aber der Wechsel der Zeitzonen störte und schließlich meinte die weise Emma, dass sie auf die tägliche Interaktion verzichten und sich an den Wochenenden Zeit nehmen müssten. Minerva musste dem letztlich zustimmen, aber es traf sie hart. Sogar ihre geliebten Rosen vernachlässigte sie von da an.
    
    Emma und Minerva interessierten sich beide im Gymnasium für Rosen, und als Minerva mir ihre Abschlussballfotos zeigte, sprach sie nicht über ihre Verabredungen oder ihre Kleider, sondern ...
    ... nur über die Ansteckrosen.
    
    Schon früh nahmen Hans und Luise die Gespräche ihrer Mutter mit Emma auf und begannen, Minerva „Rose", in englischer Sprechweise, zu nennen. Wenn sie von der Uni anrufen oder schreiben, sprechen sie sie immer noch so an. Die Eltern ihrer Freunde glauben Minerva sei Britin.
    
    Rosenknospen, wie ich sie nenne, begnügen sich nicht damit, nur am Wochenende zu pflanzen und kultivieren, sie haben fast einen Zwang unaufhörlich über ihre Techniken, ihre Fehler, ihre Hybriden und ihre Siege zu reden. Sie nehmen an jeder Blumenausstellung teil, und wenn ein Experte in der Stadt ist, strömen sie zu dessen Vorträgen oder Demonstrationen, so wie die Anhänger eines Gurus die um diesen herumschwärmen.
    
    Emma und Minerva waren nicht nur verrückte Rosenknospen, sondern hatten auch noch eine andere Beschäftigung. Beide hatten schon immer viel gelesen, aber ein Vortrag an der Uni veränderte ihr Leben. In einer der Vorlesungen zeigte die Professorin den Studenten eine Tabelle, die das Leben eines durchschnittlichen Menschen in Stunden Schlafen, Essen, Arbeiten usw. unterteilte.
    
    Als ich fragte, ob sie auch das Schnackseln mit einbezog, entgegnete Minerva, dass die Professorin das als Freizeitbeschäftigung bezeichnet hatte, zusammen mit Kino- und Konzertbesuchen, Partys und Lesen.
    
    Der Punkt des Vortrags war, dass ihre Schüler zwar dachten, sie hätten alle Zeit der Welt, tatsächlich aber bleibt da nicht viel. Würden sie ihre Zeit damit verbringen, schlechte Filme ...
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