Powerfrau
Datum: 07.04.2021,
Kategorien:
Romantisch
Leider geschieden! Eine Geschichte der Wiederannäherung. Erst ein Schicksalsschlag, ein schlimmer Unfall, bringt die Wende. Werden wir es schaffen? Es hängt am seidenen Faden, und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht.
Ich war wütend. Erst die Scheidung und dann das. So was konnte mal wieder nur Anna einfallen. Was hab ich mich schon geärgert, sie überhaupt kennengelernt zu haben. Hätte ich damals nicht meine Brieftasche vergessen und deshalb nochmal umgedreht, wäre es nie zu dieser Begegnung gekommen. Wegen der Dreistigkeit stiegen mir schon wieder die Tränen in die Augen. Ja, das war es. Es störte sie, dass es da einen Teil gab, über den sie keine hundertprozentige Kontrolle hatte. Wo ich mit ihrem gedachten Besitz fast machen konnte, was ich wollte. Das war ihr wohl ein Dorn im Auge. Ja, das musste es sein. Jetzt wurde ich wütend. Ich nahm einen Apfel aus der Obstschale und schleuderte ihn gegen die Wand. Noch einen, und noch einen. Beim letzten mal spritzte mir Fruchtfleisch an die Brille. Was machte ich hier? Die Wand konnte nichts dafür. Die Äpfel auch nicht.
Anhörung zur Beantragung des ausschließlichen Sorgerechts stand auf dem Schreiben. Termin war in 8 Tagen. Schöne Scheiße. Heute war ich erst einmal am Boden zerstört. Ich widerstand der Versuchung, mir am Kiosk eine Flasche Schnaps zu besorgen. Stattdessen zog ich mir einen Film im Fernsehen rein, einen Krimi, dessen Handlung aber komplett an mir vorbeilief. Erst am nächsten Morgen war ich wieder ich und ...
... meine kämpferische Ader meldete sich zurück. Ich recherchierte ein wenig und holte mir ein Meinungsbild ein. Dann entschloss ich mich, erst mal nicht das große Besteck rauszuholen. Einen Anwalt konnte ich mir ehh nur schwer leisten. Mir war einigermaßen klar, womit meine liebe Exfrau Anna das begründen wollte. Ich vermutete mal, diesmal würde sie noch abblitzen, aber ich müsste auf der Hut sein und künftig alles gut dokumentieren.
Ich hatte mir einen Zettel mit Stichpunkten gemacht und alles Beweisbare hatte ich ebenfalls mitgebracht: mein Handy mit den Anrufprotokollen, die Vereinbarung über die Abholtage und Zeiten, die Rechnung über die Autoreparatur, die Bestätigung über den Polizeieinsatz. Ich fühlte mich gut gerüstet und schlug am Verhandlungstag auf. Ich saß mit einer Frau auf der Bank vor dem kleinen Richtersaal, ich vermutete schon, was sich später bestätigen sollte - es war die Frau vom Jugendamt. Dann kam die Richterin raus und rief uns rein. Wer aber fehlte, war meine Exfrau. "Wir gehen schon mal rein", sagte die Richterin, ließ aber die Tür offen. "Hat ihre Exfrau was gesagt wegen des Termins?", wollte sie wissen. "Nee, gar nichts. Wir reden nicht mehr so viel miteinander. Aber ich kann sie ja mal anrufen". Ich zückte mein Handy. Sofort Mobilbox. Nicht ungewöhnlich bei ihr. Aber am selbst beantragten Verhandlungstag schon. Ich checkte kurz die Lage, aber so etwas wie einen Börseneinbruch oder Crash gab es nicht.
"Keine Ahnung. Mobilbox", sagte ich. "Gut, dann ...