Powerfrau
Datum: 07.04.2021,
Kategorien:
Romantisch
... warten wir noch 10 Minuten und fangen dann sonst ohne sie an". Ich blätterte eine Weile in meinen Sachen, dann stand sie auf, schloss die Tür. "Herr Gluth, das ist noch keine richtige Verhandlung, sondern erst mal nur eine Anhörung. Sie haben Gelegenheit, zur Sache Stellung zu nehmen". "Gut", sagte ich. "Frau Mehlbeck vom Jugendamt, nehme ich mal an?", richtete sie die Frage an die andere Frau, eine kleine, mollige Person, von der ich keine Ahnung hatte, ob sie zumindest irgendwann mal hübsch war. Momentan war sie es jedenfalls nicht. "Die bin ich". "Herr Gluth: ihre Frau beantragt das alleinige Sorgerecht für ihr gemeinsames Kind Joe Gluth. Der Name ist so richtig"? "Ja, meine Exfrau und unser Kind hat den Namen behalten. Also meinen Familiennamen". "Sie gibt an, sie wären unzuverlässig, und würden sich nur unregelmäßig um das Kind kümmern, halten die Besuchszeiten nicht ein, etc. Was sagen sie dazu"? "Welche Beispiele hat meine Ex-Frau denn angegeben"?
"Am 12.12. haben sie das Kind nicht wie vereinbart abgeholt. Sie waren auch nicht auf dem Handy erreichbar". Das stimmt. Ich war auf dem Rückweg von einer Weiterbildung. Der Zug fiel aus und stand stundenlang mitten auf der Strecke. Im Funkloch. Und als ich dann später vorbeiging - es war leider schon 21:00 durch, da schlief unser Sohn natürlich schon. Aber auch an den beiden Folgetagen hat sie dann mein Besuchsrecht verweigert. Eine Quittung hat sie mir natürlich nicht dafür gegeben. Ich hab hier die Bestätigung der DB, ...
... aber vom Funkloch steht da natürlich nichts". "Ach so. Dann wäre das schon mal geklärt". Sie warf nur einen kurzen Blick auf das Schreiben. "Und dann gab es den 13.1. Auch da kamen sie nicht und waren nicht erreichbar". "Auch das stimmt. Da hatte ich einen Unfall. Das Handy ging dabei zu Bruch. Hier sind die Dokumente. Auch hier wurde mir Joe nicht übergeben, als ich am anderen Tag das Krankenhaus verlassen konnte. Ich hatte nur ein paar Prellungen, hätte den Jungen also problemlos betreuen können". Ich reichte wieder die Zettel hin und sie schaute drauf.
"Am 26.3. brachten sie Joe total verschmutzt und nass zurück. Joe hatte gefroren, gab ihre Exfrau an". "Auch das kann ich erklären. Kurz vor der vereinbarten Übergabezeit hatte ich noch ein wenig Zeit, war aber schon in der Nähe der Wohnung meiner Exfrau. Ich ging mit Joe zu einem Spielplatz in der Nähe und ließ ihn spielen. Unter Aufsicht natürlich. Trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass ein anderes Kind einen Plastikbeutel mit Wasser über Joe schüttete. Was hätte ich nun tun sollen? Nach Hause gehen, etwa 30 Minuten, trocknen, umziehen, wieder zurück, mit Verspätung ankommen, oder gleich das Kind auf kürzestem Weg übergeben? Was hätten sie denn als Mutter getan"? "Keine Frage", sagte sie Richterin. "Sehen sie. Ich hab natürlich davon keine Unterlagen". "Schon klar", sagte sie Richterin und lächelte erstmals.
"Dann gab es noch den Vorfall am 30.4. Sie hatten mit ihrer Exfrau vereinbart, dass sie an Wochenenden ihr ...