1. Au-Pair 15


    Datum: 15.04.2021, Kategorien: Reif

    ... weiß nur, es war Brisbane. Und jetzt kommt die letzte Klausel des Testaments. Wenn du das Erbe annimmst, dann verpflichtest du dich damit, Jacky zu suchen. Damit sie ihr Erbe antreten kann.“
    
    „Ich soll die suchen, unter deren Name ich seit Monaten verstecke? Ich weiß noch nicht mal, wo ich anfangen soll. Außer ihrem Namen und der Tatsache, dass sie gerne wie ich als Rucksacktouristin reist und schon in Europa unterwegs war, weiß ich nicht mehr. Noch nicht mal ein Bild habe ich von ihr.“
    
    „Ein Bild kann ich dir geben. Allerdings hat auch das Bild ein Problem.“
    
    „Was für eines?“
    
    Er reichte mir das Bild und ich wusste es. Es war eine Abschlussfeier einer Highschool. Dreißig junge Menschen jubelten in die Kamera. In den blauen Umhängen war kaum zu unterscheiden, wer männlich oder weiblich war. Also hatte ich dreißig mögliche Gesichter. Ich drehte das Bild um.
    
    „Wann bekommt man den Abschluss von der Highschool?“
    
    „Mit achtzehn.“
    
    Das Foto war drei Jahre alt.
    
    „Wann war sie hier?“
    
    „Bis auf die Jahre nach dem Foto war sie davor ab ihrem achten Lebensjahr für je drei Monate in den Sommerferien hier.“
    
    „Was passierte vor drei Jahren?“
    
    „Ich denke, ab da erfüllte sie sich ihren Traum, die Welt zu sehen.“
    
    Ich musste an Oma denken, die sich immer darüber beschwerte, dass sie zu mir kommen müsste, um mich zu sehen. Ich wusste von Anton, dass er seine Höhle so gut wie nie verlassen hatte. Jedenfalls nicht mehr die letzten Jahre. In dem Moment nahm ich mir vor, ...
    ... dass ich Kontakt mit meiner Oma aufnahm.
    
    „Kann ich von hier irgendwo international telefonieren?“
    
    „Ja bei mir im Büro, warum?“
    
    „Ich möchte mich bei meiner Oma melden.“
    
    Der alte Anwalt lächelte.
    
    „Dann komm mal mit, Jacky.“
    
    Ich folgte ihm durch die Gänge und zu einer Treppe, die ich bisher noch nicht benutzt hatte. Sie führte nur etwas nach oben und endete vor einer Tür. Dahinter führte es rechts und links ins Freie und gegenüber war eine zweite Tür. Fünf Minuten später saß ich im Büro des Anwalts an seinem Laptop.
    
    Ich wusste, dass ich Oma sehr früh aus dem Bett holte. Deutschland lag acht Stunden zurück.
    
    Hier hatten wir gerade Mittag. Auf dem Wecker meiner Oma stand dagegen 4 Uhr. Entsprechend verschlafen kam sie dann auch in das Sichtfeld der Kamera. Hinter ihr konnte ich das Gesicht von Jelena im Bett liegen sehen. Die beiden waren seit zwei Jahren ein Paar und ich war froh, dass sie jemand gefunden hatte.
    
    „Jacqueline? Oh Gott Kind, wo bist du?“
    
    Jetzt hörte man es hinter Oma rascheln und auch Jelenas Gesicht kam ins Blickfeld.
    
    „Jacqueline, Gott sei dank, du lebst. Alle denken, du wurdest wieder mal entführt.“
    
    „Wieso, gab es wieder Lösegeld Forderungen?“
    
    „Nein, das nicht, aber man wird auch für anderes entführt, vor allem in Australien ist das ein Problem.“
    
    „Nein, alles okay, alles selbst verschuldet.“
    
    „Das kommt bei dir auch öfter vor“, stellte Jelena fest. „Und nun raus mit der Sprache, wo bist du? Damit wir allen Bescheid geben ...