Der neueste älteste Look
Datum: 28.05.2021,
Kategorien:
CMNF
Für Claudia, die hier leider (für manche zum Glück) nicht mehr schreibt.
Er lehnte lässig in einer Ecke der Disco und nippte an seinem Bier. Aus den
Lautsprechern dröhnte Lady Gaga und auf der Tanzfläche wiegte sich die
verschwitzte Menge dazu. Auf einem etwas erhöhten Podest heizten zwei
Go-Go-Girls die Tanzenden noch zusätzlich an und hinter dem Tresen waren die
Bedienungen so emsig am arbeiten wie immer.
Er strich sich versonnen durch den Bart, im Grunde genommen war alles wie
früher... bis auf einen kleinen Unterschied: die Mode hatte sich etwas geändert!
Um genauer zu sein, existierte soetwas wie Mode nicht mehr!
"Hi Klaus!" riss ihn eine junge Frau aus seinen Gedanken. Erst auf den zweiten
Blick erkannte er sie. Jenny war als er sie zuletzt gesehen hatte ein etwas
ausgeflipptes Gothicmädel. Auffallend geschminkt, mit rabenschwarz gefärbtem
Haar und mit einer Vorliebe für Lack- und Lederkleidung hatte es vor einigen
Wochen noch ziemlich viel Mut erfordert, sie anzusprechen. Klar hatte er sich
schon beim ersten scheuen Blickkontakt gefragt, wie sie wohl unter dieser
Maskerade aussehen würde, er hätte allerdings nie damit gerechnet, daß dieses
Mysterium so schnell gelöst werden sollte.
Wie es dieses neue Gesetz verlangte stand sie nun im Naturzustand vor ihm,
aufgrund der Hitze mit leicht gerötetem Gesicht und einem glänzenden Schweißfilm
auf dem Körper. Ohne ihre ewigen High-Heels war sie etwas kleiner als ...
... sonst und
die strähnig-fettigen Haare, die ihr ins Gesicht fielen, waren nicht mehr
gefärbt, sondern dunkelbraun.
"Hi Jenny" antwortete er und bemerkte, daß sie ihn fast noch mehr erregte, als
bei ihrer ersten Begegnung.
"Ich hätte dich mit dem Bart fast nicht erkannt" erwiderte sie etwas verlegen.
"Ja, es hat sich einiges verändert" stimmte Klaus zu.
"Einiges ist gut" dachte Jenny säuerlich. Für sie war vor sechs Wochen die Welt
zusammengebrochen, dabei hatte es so vielversprechend angefangen:
Endlich hatte sich dieser süße blonde Typ (von dem sie inzwischen wußte, daß er
Klaus heißt)überwunden und sie angesprochen. Sie war auf Anhieb begeistert von
seiner netten Art, doch leider hatten sie im Eifer vergessen, die Handynummern
auszutauschen. Dies bedeutete zunächst eine unangenehme Woche des Wartens bis
zum nächsten Freitagabend in ihrer Stammdisco.
Allerdings wurden dann aufgrund einiger lästiger neuer Gesetze doch sechs Wochen
daraus. Die Woche begann schon Montags mit dem ersten Ärgernis: Sie wollte kurz
in der Mittagspause in der Parfümerie einen neuen Lippenstift kaufen, als sie
die Verkäuferin belehrte, daß die Abgabe von Kosmetika nicht mehr gestattet sei.
Es dürften nur noch spezielle geruchsneutrale Seifen und einige andere
sorgfältig geregelte Hygieneartikel verkauft werden.
Was sie zuerst für einen verspäteten Aprilscherz hielt, nahm als sie abends von
der Arbeit im Büro nach hause kam, das erste mal ...