1. Schiffbruch 01


    Datum: 28.06.2021, Kategorien: Schwule

    ... Küstenlinie. Noch ein paar hundert Meter und er hatte es geschafft. Dann war der Strand zum greifen nah. Tarquin ging aus der Rückenlage und versuchte, mit seinen Füßen den Meeresgrund zu ertasten. Nichts. Tiefe.
    
    Wellen schlugen keine hundert Meter von ihm donnernd gegen die Felsen, unmittelbar vor dem Strand war der Wind nicht mehr so stark und ermöglichte ihm zu schwimmen. Dann, plötzlich, spürte er ein Kratzen unter seinem linken Schuh. Sand. Ein letzter Zug mit den Armen und Tarquin hatte festen Boden unter den Füßen.
    
    Abgekämpft und schweren Schrittes ging er ein paar Schritte durch das Wasser, dann stand er tropfend im Sonnenaufgang am Strand. Etwas orientierungslos ging Tarquin noch einige Meter weiter den Strand hinauf, dann ließ er sich auf die Knie fallen. Für Emotionen war er zu erschöpft.
    
    Er drehte sich um und setzte sich, blickte auf die unendliche blaue Weite die ihm eben fast das Leben gekostet hatte. Ob er der Einzige war? Er konnte nichts im Wasser schwimmen sehen. Keine Menschen, keine Überbleibsel. Er zog sich die Rettungsweste aus und betrachtete die Seriennummer. Es war eine aus der großen Notfallkiste an Deck. Also mussten noch mehr Westen im Wasser sein.
    
    Es musste mehr Überlebende geben. Eine ganze Schulklasse. Vor ein paar Stunden hatte er die versnobbten jungen Erwachsenen noch erwürgen können aber jetzt... es konnte ...
    ... nicht sein dass so viele junge Menschen... Tarquin lief es kalt den Rücken runter. Er suchte den Horizont ab - nichts. Gar nichts. Nur blaue Weite und sich langsam auflösende Wolken. Entmutigt setzte er sich in den Sand. Die Nasse Kleidung scheuerte auf seiner Haut. Er liess sich auf den Rücken fallen und fing an zu heulen. Er hätte mehr tun können. Ihm fiel zwar nicht ein was aber er hätte mehr tun müssen.
    
    Es war eine völlig hirnrissige Idee gewesen, so nah an den Sturm heran zu fahren. Sie wären so oder so zu den Inseln gefahren. Er hätte sich durchsetzen müssen, versnobbte Reiseleitung hin oder her. Ein Husten riss ihn aus seinen Gedanken. Tarquin drehte den Kopf nach links. Keine Hundert Meter von ihm wurde der Strand durch Felsen unterbrochen. Rotbraunes Tuffgestein, Überreste des letzten Vulkanausbruches. Irgndwo dort zwischen den Felsen keuchte und hustete etwas. Er sprang auf und rannte los. Dann erblickte er im knietiefen wasser kauernd einen halbnackten Menschen der sich übergab. Lange dunkle Haare hingen über den Kopf, Tarquin konnte das Gesicht nicht entdecken. Der Oberkörper war nackt, Blut lief den Arm hinunter, die Brüste waren entblößt, keuchend kniete die junge Frau im Wasser und stütze sich nach vorne mit den Armen ab. Neben Ihr eine Wasserdichte Reisetasche. Die Luft darin musste genug Auftrieb gehabt haben um ihr das Leben zu retten. 
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