1. Der dritte Versuch


    Datum: 05.07.2021, Kategorien: Romantisch

    ... Kommende nicht unmittelbar live erleben.
    
    Ich drehe mich zu dem Mann in der Tür und sage: "Das haben sie jetzt unter Zeugen getan. Das mit den Kindern dürfte schwer werden." Er erschrickt, dreht sich dann zu mir um, er kennt mich nicht und hält mich vermutlich für einen wildfremden Mann oder Hausbewohner.
    
    Wolfgang ist ungefähr in meinem Alter - vielleicht etwas älter -, aber ein Baum von Mann. Vermutlich knapp 200 cm groß, breite Schultern, große Hände. Frank erzählte mal, dass er Monteur für große Maschinen ist. Er kommt langsam auf mich zu: "Was willst du Wicht denn von mir. Zeuge? Wenn ich mit dir fertig bin, bist du tot."
    
    Na super, denke ich, als ich seinen nach Alkohol riechenden Atem wahrnehme. Ich hoffe, dass er Sabine nicht wirklich stark wehgetan hat, er hat sich nicht unter Kontrolle. Ich atme tief durch und stelle mich neutral ihm gegenüber.
    
    Er schaut etwas verwirrt, dass ich so gar keine Reaktion zeige, aber dann siegen Frust und Alkohol und er geht auf mich zu und seine Faust fährt vor.
    
    Jetzt zahlen sich die Jahre des Trainings aus. Ich trainiere seit dem Tod von Melanie verschiedenste Kampfsportarten, Kickboxen, Karate - dabei eher die Vollkontaktvariante - und auch Ju-Jutsu. Damals erst zur psychischen Stärkung, später, weil ich Spaß daran hatte, und Körper und Geist gefordert werden.
    
    Ich lasse also Wolfgang an mir vorbeilaufen, und ich schlage, da ich echt sauer bin, dass er Sabine geschlagen hat, auf sein Handgelenk mit meiner Faust. Es ...
    ... knackt und er brüllt auf. Ich drehe mich hinter ihm her und trete von hinten in seine Kniekehle. Diesmal etwas sanfter. Ein gebrochenes Handgelenk heilt wieder, bei den Knien wird das schwerer. Er knickt ein und schreit wieder auf. Mit sanft war nicht gemeint, dass er das Knie heute noch benutzen kann, und ich grinse innerlich.
    
    Ich rufe Frank und die beiden kommen die Treppe hoch: "Die kommen gleich." Dann rennen wir in die Wohnung. Carsten steht völlig aufgelöst vor seiner Mutter. Sabine liegt auf dem Boden. Die Augen sind geschlossen und ihre rechte Gesichtshälfte sieht fürchterlich aus. Aus Erfahrung weiß ich, dass hier mehr als die Haut getroffen ist. Ich drehe mich zu Frank um: "Hol ein kaltes nasses Tuch und nimm Carsten mit." Er rührt sich nicht und ich fahre ihn laut an: "Los!" Er erwacht aus seiner Starre und geht mit Carsten in die Küche. Britta folgt den beiden.
    
    Ich untersuche zwischenzeitlich vorsichtig den Hals von Sabine und drehe sie dann in die stabile Seitenlage, mit der geschwollenen Gesichtshälfte nach unten, damit der Druck nach außen, nicht nach innen geht. Ich vermute, dass der Kiefer mindestens angebrochen ist.
    
    Frank, der aus der Küche kommt, sagt, dass Carsten auf der Bank sitzt. Also bitte ich Frank, das kalte Tuch vorsichtig an die Wange von Sabine zu halten, dabei möglichst nur sanft Berühren und kein Streicheln. Sollte sich etwas verändern, dann soll ich rufen. Draußen schaue ich auf Wolfgang Bremer, der sich aber weiter vor Schmerzen krümmt ...
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