Jugend forscht Teil 1
Datum: 30.09.2021,
Kategorien:
CMNF
Frau Meiers erster Projektnachmittag
„Ach, wenn an dieser Schule alles so auf dem neusten technischen Stand wäre, wie diese Tür“, seufzte Frau Meier, als sie auf das blau leuchtende elektronische Zahlenschloss samt Gegensprechanlage blickte, mit der die Metalltür zur alten Metallwerkstatt gesichert war. In den Fluren blätterte die Farbe von den Wänden und auf den Computern im Informatikraum lief noch XP, weil die Geräte für neuere Betriebsprogramme zu altersschwach waren.
Für das Schulprojekt für „Jugend forscht“ gab es keine finanziellen Beschränkungen. Direktor Huber sah den Namen seiner Schule schon in allen nationalen Zeitungen als Beispiel für eine gelungene Förderung der MINT Wissenschaften im Bildungsbereich, die schon seit einiger Zeit so vehement von Wirtschaft und Politik proklamiert wurde. Den vier Wunderknaben, die an dem Schulprojekt arbeiteten, würde der erste Platz beim nationalen Wettbewerb sicher sein, ihre Erfindung ein großes Aufsehen der Medien verursachen. Da war sich Direktor Huber ganz sicher.
Nur widerwillig hatte die 42 jährige Lehrerin für Englisch und Französisch die Treppen hinab in den Keller betreten. War die Schule schon alt, so war ihr der Weg zur ehemaligen Metallwerkstatt wie der Abstieg in modrige mittelalterliche Katakomben vorgekommen. Direktor Huber hatte sie mit der Betreuung des „Jugend forscht“ Projekts beauftragt. Der Physiklehrer, der bis jetzt das Schulprojekt beaufsichtigte, war erkrankt, und Frau Meier die einzige ...
... Lehrerin, die bis jetzt kein Projekt betreute. Ihren Einwand, dass sie zur fachlichen Beaufsichtigung des Schulprojekts nicht fähig sei, weil ihr die nötigen Physikkenntnisse fehlten, ließ Direktor Huber nicht gelten.
Keiner der Lehrer war in der Lage zu verstehen, was die vier jungen Genies austüftelten. Um die inhaltliche Korrektheit der Projektidee zu überprüfen, hatte es eines Komitees von fünf Physikprofessoren und drei Ingenieuren gebraucht. Danach flossen die Fördermittel reichlich und die ersten Vertreter großer Industrieunternehmen zeigten Interesse. Seitdem galt eine strenge Geheimhaltung. Außer den vier Jungen selbst, wusste niemand, um was es eigentlich ging. Direktor Huber sah es als Gottesgeschenk, gleich vier technisch wissenschaftliche Genies an seiner Schule zu haben und ließ ihnen Narrenfreiheit, solange sie intensiv an ihrem Projekt arbeiteten.
Und mit der intensiven Arbeit am Projekt haperte es bisweilen. Die vier waren Genies aber auch Jugendliche mit allerlei Flausen im Kopf. Einige Male hatte Direktor Huber sie seit der Erkrankung des Physiklehrers beim Computerspielen erwischt, während sie angeblich an ihrem Projekt arbeiteten. So sollte Frau Meier nun die vier beaufsichtigen, dabei besonders darauf aufpassen, dass die Schulgenies sich auf ihr Projekt konzentrierten. Dafür war die erfahrende Pädagogin genau die richtige, auch wenn sie die wissenschaftliche Seite des Projekts nicht nachvollziehen könnte.
So stand sie nun vor der Metalltür und drückte ...