Leben.Liebe.Lust. Die Welt einer jungen Studentin
Datum: 02.10.2021,
Kategorien:
Schamsituation
Mia schien am Ziel ihrer Träume angelangt. Mit ihren nunmehr 21 Jahren, nach zwei Jahren heißen Bemühens, hatte sie endlich einen der in München so raren Studienplätzen der Medizin ergattert. Was war sie enttäuscht gewesen, als es nach dem Abitur geheißen hatte: „Entschuldigen Sie vielmals, Frau Wilhelm, aber die Zulassungsbeschränkung liegt aufgrund des großen Andrangs bei 1,0!“
Und da sie „nur“ einen Abiturschnitt von 1,1 vorzuweisen hatte, war erst einmal arbeiten angesagt gewesen. In einer kleinen italienischen Bar am Stiglmayrplatz hatte sie mit stoischer Ruhe die ständigen Annäherungsversuche ihres schmierigen Chefs ertragen und den Gästen vielleicht dadurch das billige Fertigessen etwas zu oft harsch auf den Tisch geknallt.
Nein, bei Antonio war es nicht immer angenehm gewesen. Aber das hätte sie sich ja denken können! Blond, blauäugig, hochgewachsen – das Beuteschema etwa 90 % aller Männer.
Es war schon immer so gewesen, dass Mia die Männer auf genau zwei Arten begegneten: Entweder mit furchtsamer Distanz oder auf jene so niedere triebhafte, wie ihr damaliger Arbeitgeber.
Doch zum Glück lag das Alles hinter ihr!
Sie freute sich auf die Herausforderung die sie nun zu meistern hatte. Schon als kleines Kind, als sie mit ihren Eltern „In aller Freundschaft“ angesehen hatte, keimte in ihr der Entschluss Menschen zu helfen und Ärztin zu werden.
Der erste Tag verlief sehr stressig. Mia hatte die Komplexität des Gebäudekomplexes der Universität unterschätzt ...
... und sich bereits nach wenigen Minuten völlig verlaufen. Sie irrte orientierungslos durch weite, aber ebenso volle Gänge und suchte verzweifelt nach etwaigen Schildern oder Markierungen. Doch außer den Toiletten und diverser Nummerngruppen die sie nicht entziffern konnte, war keine Orientierungshilfe gegeben. Plötzlich prallte sie gegen jemanden. Sie hörte ein lautes: „He!“ und das rumpeln herunterfallender Bücher.
„Entschuldigung. Tut mir Leid, wirklich!“ Sie sprach schnell und wollte schnell weiter, denn sie drohte mittlerweile zu spät zu kommen. Also begann sie möglichst unauffällig weiterzugehen. Doch weit kam sie nicht!
„Entschuldigen sie, junges Fräulein. Madame! Signora! Miss! Es mutet gar unverschämt an, sich seines Missgeschickes vollends bewusst, einfach zu entfliehen!“, schnarrte es hinter ihr. Sie drehte sich um. Das durfte nicht war sein! Irgendein Pennäler der sie...Dann erblickte sie den Sprecher: Ein Mann, etwa um die 40, in einem altmodischen beige-karierten Sakko, einer grünen englischen Weste und dazu passenden Cordhosen. War sein Gesicht eigentlich noch jung und faltenlos, lies ihn seine Aufmachung wie einen 70-jährigen erscheinen. Mia stockte...sie wusste nicht was sie sagen sollte. Wütend blickte sie dieser wandelnde Anachronismus an und schien auf eine Erklärung von ihr zu warten. Zu seiner komischen Kleidung kam seine wilde Lockenfrisur und eine Hornbrille, die sie irgendwie an Woody Allen erinnerte.
Ähem...also....ich...zu spät...!“, stotterte ...