Leonie - zu Besuch im Gefängnis
Datum: 22.12.2021,
Kategorien:
Schamsituation
... massiver Backsteinbau aus den 1950er oder 40er Jahren. Die Wechselsprechanlage brummt, eine türkische Männerstimme, ein kurzes Gespräch und die Tür öffnet sich.
„Folgen Sie mir zur Anmeldung, bleiben Sie dicht hinter mir, die Gefangen hier haben schon lange keine Frau mehr gesehen und es ist zz. Zellenausgang.“
Direkt hinter ihm, aber kein bisschen ängstlich, ich ihm also wieder nach. Mehrere Gänge und Gittertüranlagen lassen wir hinter uns, bis er schließlich die nicht abgeschlossene Tür der Besucheranmeldung öffnet und mich höflich rein bittet. Vier uniformierte Männer zwischen 25 und 50 Jahren sitzen hinter einem gut 5 m langen Tresen an ihren Schreibtischen und schauen zu mir auf. Ich nicke ihnen freundlich entgegen, sie verziehen nicht mal eine Mine, starren mich nur an.
Ich bekomme ein mulmiges, beklemmendes Gefühl, alles ist so karg und kahl und unwirklich. Am Ende des etwa 2 m breiten und mit Linoleum überzogenen Gangs eine Holztür mit der Aufschrift „üst aranmasi’ an der rechten Seite zahlreiche Schließfächer, von denen Erigan eins öffnete.
„Stellen Sie die Tasche da bitte ab, die dürfen Sie nicht mitnehmen“.
Während ich dem folge leiste, spricht er irgendwas zu den anderen. Gelächter erhellt den Raum, ich lächele freundlich mit. ‚Kann ja nicht schaden, nett zu sein’, denke ich und stehe verloren neben diesem fast 2 m großen, breitschultrigen Erigan und vor den anderen und weiß nicht so recht, was nun noch alles kommen mag, bis ich endlich zu Mehmet ...
... darf.
Der Besucherschein mit meinen Daten wird von Hand zu Hand weitergereicht. Einer hebt den Telefonhörer ab, und ich verstehe wieder nichts außer „Mehmet Erigan“. Es wird also gleich soweit sein. Meine Augen beginnen in Vorfreude zu strahlen, was den anderen ebenfalls ein leichtes Lächeln, eher jedoch ein Grinsen abverlangt. Mit einem Kopfnicken winkt er den jüngsten Wärter zu sich. Er bleibt unmittelbar vor mir stehen, mustert mich grinsend ab. Ich spüre seine Augen, wie sie unverhohlen lüstern meinen Körper, meine enge Bluse, meine Jeans hoch und runter streifen und sich kurz in meinem Schritt verfangen.
‚Das kann doch alles nicht wahr sein, was bildet der sich ein, wer ich bin.’ Mir wird ganz anders, drehe ich mich um zu Herrn Erigan.
„Was ist denn nun? Wann kann ich zu Mehmet?“
„Gleich, wir sind gleich fertig“, entgegnet er mir, spricht zu den anderen nur ein Wort „soyunmak“, woraufhin alle tumultartig aufspringen und an die Abtrennung treten. Erigan hinter mir, dieser junge Wärter vor mir und die anderen drei seitlich. ‚Was geht hier ab’, denke ich ängstlich, ‚die werden doch wohl nicht verlangen, dass ich mich jetzt…nein, das kann nicht sein.’
„Ziehen Sie Ihre Bluse und Ihre Jeans jetzt aus und geben Sie die Sachen dem jungen Beamten vor Ihnen. Er wird sie kontrollieren.“
Ich zucke innerlich wie sicher auch äußerlich zusammen, mein Gesicht läuft heiß und rot an, wie von selbst schüttelt mein Kopf zum Nein, meine Augen schwenken ungläubig und verlegen ...