1. kontaminiert


    Datum: 28.02.2022, Kategorien: CMNF

    Markus befand sich in einer schlimmen Zwickmühle. Einerseits hatte ihn gerade der Direktor seiner kleinen Schule auf das Inständigste gebeten, die Reputation der Schule beim erweiterten PISA-Test herauszureißen, andererseits hatten im seine Mitschüler heftige Klassenkeile angedroht, wenn er wieder einmal den Streber spielen würde und auch diesmal wieder der Einzige sein sollte, der im großen Chemietest einen Einser macht.
    
    „Lieber Herr Maulpfeffer, mein lieber Markus, Sie sind doch ein ausgesprochenes Chemietalent. Ich habe Ihre Chemielehrerin, Frau Puschelmann, schon darauf vorbereitet und eingestimmt. Es wäre doch wunderbar, wenn Sie dieser Prüfungskommission von PISA-E8 ein schönes eindrucksvolles Chemieexperiment vorführen könnten, welches den hohen Bildungsgrad unserer Schüler in den Naturwissenschaften unter Beweis
    
    stellen könnte“ hatte der Direktor, Herr Neumeier, ihn angefleht.
    
    Und der Direktor hatte ihm auch noch für zwei Stunden extra das Computerkabinett ganz alleine zur Verfügung gestellt, um etwas möglichst Eindrucksvolles zum Thema „Chemiefasern“ im Internet herauszusuchen.
    
    Das war das von Pisa zugewiesene Thema für die Chemieexperimente.
    
    Seine Mitschüler hatten sich da schon viel einfacher und verständlicher ausgedrückt: „Wir hauen dir gründlich die Schnauze voll, du Streber, wenn du uns bei diesem Test mal wieder allesamt alt aussehen lässt, darauf kannst du Gift nehmen! Da kriegst du mal das, was dir namentlich zusteht: Maulpfeffer, und zwar ...
    ... den von der ganz scharfen Sorte.“
    
    Was nun? Markus musste also etwas finden, das sowohl den Direktor und die PISA-Kommission, als auch seine Klassenkameraden zufrieden stellen könnte.
    
    Er suchte also im Internet unter „Chemiefasern, Verbesserung, Effekte“
    
    Dabei stieß er auf eine chemische Substanz, mit deren Hilfe man polymerische Viskosefasern zur spontanen Luminiszenz in verschiedenen Farben bringen konnte:
    
    Ferobolisches Extrem-Multihexa-Nitro-Urinoluminales Dextro-Exatextilid (FEMNUDE)
    
    Es war eigentlich ganz einfach herzustellen. Ein Liter Wasser, 12 mg Phosphor, 50 mg Kochsalz, 5mg Dikarbonitrat, 2 ml Blausäure und zwei Tabletten Dextrose (Traubenzuckerkonzentrat) und schließlich noch ein Aufblas-Kaugummi pro Liter Wasser. Dazu dann noch 5 Tropfen Nitro-Salizylsäure aufgelöst in 20 ml Frauen-Urin in die kochende Lösung geben, geschüttelt, nicht gerührt …. Wenn man die aufsteigenden Dämpfe über Textilfasern aus Viskose leitet, beginnen diese wiederholt in verschiedenen Regenbogenfarben effektvoll aufzuleuchten. Wird bisher von der Textilindustrie nicht verwendet.
    
    „Warum denn eigentlich nicht? Das könnte es doch sehr effektvoll sein!“ dachte Markus und notierte sich die Zugaben und die Rezeptur.
    
    Ob Markus auch den kleingedruckten Warnhinweis unter der Rezeptur gelesen hatte, das konnte ihm nie schlüssig nachgewiesen werden:
    
    „Warnung! Im Zusammenwirken mit Ausdünstungen von Östrogen aus Körperschweiß oder Urin und gleichzeitigem Einwirken von Treibmitteln ...
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