Besserungsanstalt 03 - Zu Spät
Datum: 09.02.2023,
Kategorien:
Schwule
Mit versteinertem Bauch, schmerzenden Eiern, vornübergebeugt wie eine alte Kräuterhexe, schlich die Schwuchtel die Wendeltreppe im Turm zum Hof hinunter.
Als sie die Tür aufstieß, blickte sie geradewegs in die aufgereihten Gesichter der Burschen beim Morgenappell. Die Burschen standen nach Stuben geordnet, sodass Mahrzahn das Fehlen der Schwuchtel längst aufgefallen sein musste.
Mahrzahn stand vorne, flankiert von zwei anderen Aufsichten, nur wenige Schritte von der Schwuchtel entfernt.
Die Schwuchtel setzte einen schuldbewussten Blick auf. Sie versuchte gerade zu stehen, was ihr nicht recht gelingen wollte, klatschte aber dennoch die Arme an die nicht vorhandene Hosennaht. Ängstlich schaute sie zu Mahrzahn hinüber, bis der seine aktuellen Disziplinanweisungen runtergerappelt hatte.
Sich ins Glied einzureihen, machte keinen Sinn. Zu-Spät-Kommer erwartete eine Bestrafung, soviel war sicher. Und verstecken war nicht erlaubt.
Es war ein kurzer Blick von Mahrzahn, der die Schwuchtel versicherte, dass ihr Zuspätkommen registriert war. Jetzt nahm sie die vorgeschriebene Haltung ein, ging bis dicht vor die Hauswand des altehrwürdigen Gebäudes, so dicht, bis die Stiefelspitzen den Sockel berührten. Dann verschränkte sie die Arme auf dem Rücken und drückte die Nase gegen den rauen Putz der Wand.
Während des Appells rief Mahrzahn einen Bengel auf, der nachts auf dem Hof erwischt wurde. War wohl aus dem Fenster gestiegen. Jetzt stand die Schwuchtel wenigstens nicht ...
... mehr allein an der Wand.
* * *
Der Appell wurde aufgelöst. Die Truppen marschierten zu ihren Arbeitseinsätzen ab. Nur zwei Burschen standen noch immer im Hof und hielten mit ihren Nasenspitzen das Stubenhaus fest. Die Sonne brannte, Bienen summten.
Die Schwuchtel krümmte sich mit einem schmerzenden Kloß im Magen. Außerdem hinkte sie. Wenn sie den linken Fuß aufsetzte, durchzuckte sie ein Schmerz an der Außenseite.
Ein Trupp Burschen marschierte über den Hof und verschwand durch das rückwärtige Tor im Wald.
Die Schwuchtel tänzelte auf den Zehenspitzen.
Da näherten sich Schritte auf dem Schlackeweg.
„So, ihr kennt den Weg." Lackmeier, unverkennbar.
Ohne ihn anzusehen, mit gesenktem Kopf, marschierten die Delinquenten in Richtung des alten Stalls.
„Na, Pimpichler, warum laufen wir denn nicht gerade. Schon wieder auf die Mitleidstour unterwegs?"
Im ehemaligen Kuhstall war es kühl. Nur wenig Licht drang durch die hochgesetzten kleinen Fenster. Lackmeier warf hinter dem kleinen Trupp die Tür zu.
Der kleine Zuchtbock für Alltagszüchtigungen stand -- jederzeit einsatzbereit -- ganz in der Nähe des Eingangs.
„Aufstellung!"
Die Delinquenten stellen sich in kleiner Reihe neben dem Bock auf.
„Zampel, ich höre!"
„Ich, ich war heute Nacht unerlaubt auf dem Hof."
„Wohl heimlich gewixt?"
„Nein, wirklich nicht. Mir war nur was aus dem Fenster gefallen."
„Aus dem Fenster gefallen? Mitten in der Nacht?"
Betretenes Schweigen.
„Und, wie ...