1. Ausgrabungen


    Datum: 22.02.2023, Kategorien: Reif

    ... dem sich mir die Nackenhaare aufstellten, um dann gleich fortzufahren: "Lebendige Geschichte."
    
    "Ich weiß nicht, ob mir die Geschichte nicht ein wenig zu lebendig ist."
    
    "Ach, komm, mach dir da doch nicht so'nen Kopp drum. Lass dich einfach fallen, und genieße was kommt. Vertrau mir. Das wird geil."
    
    Ich seufzte tief und gab mich geschlagen. Am Abend rief ich ihn noch vom Restaurant aus an, und sagte zu.
    
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    Der Montag und die folgenden Tage brachten aber zunächst ganz andere Aufregungen. Zunächst war da die erste Außenmauer, auf die wir stießen und nun in vorsichtiger und sehr mühsamer Kleinarbeit von Schlacke und Sandschichten befreiten. Eines wurde aber schon nach kurzer Zeit klar: Im Gegensatz zu den Amerikanern auf der anderen Seite, hatten wir Glück:
    
    Sie war perfekt erhalten, die Höhe verlief geradlinig über Parzelle I hinaus zu den anliegenden. Unser Teil des Geländes beherbergte wirklich nur die Villa. In die Schlacke eingebettet waren sogar Teile des eingestürzten Dachs zu finden. Das war bei den wenigsten ausgegrabenen Villen der Fall gewesen.
    
    Ich hätte die Welt umarmen können, vor Begeisterung und Freude, da meine Arme da aber nicht ganz reichten, umarmte ich stattdessen Lenny, vor allen, vor den italienischen Gräbern, die laut Beifall klatschten, als ich sie darauf auch noch heftigst küsste und den herbeigeeilten französischen Studenten, die spätestens jetzt wussten, dass sie ihre eigenen Ambitionen begraben durften.
    
    Selbst Giselle, die bis ...
    ... zu diesem Zeitpunkt jedem Gespräch aus dem Weg gegangen war, konnte sich meinen Begeisterungsstürmen nicht entziehen, immerhin bedeutete das ja mit großer Wahrscheinlichkeit auch für sie und ihre Gruppe, dass sie erfolgreich sein würden. Da sie ein erheblich größeres Gelände zu beackern hatten, waren sie auch weiterhin mit den Vorbereitungen und der Humusschicht beschäftigt, konnte nun aber ihre Markierungen noch einmal anhand unserer Entdeckungen präzisieren.
    
    Prompt bat sie mich, mit ihr allein Mittag zu essen. Lenny nickte mir aufmunternd zu und bedachte Giselle diesmal nicht mit unangemessenen Reaktionen, da auch sie mit sich und der Welt als solchen mehr als nur zufrieden schien. Mir wurde erst später klar, dass es ihr noch viel wichtiger als mir gewesen war, dass wir uns nun offen zu unserer Beziehung bekannten, dass sie nicht mehr nur die heimliche Geliebte war, wie zuvor bei ihrem Jan.
    
    Ich redete wie ein Wasserfall über die Arbeit und die nächsten Schritte und wie wir unsere Anstrengungen am besten koordinieren konnten. Giselle wollte zwei ihrer Studenten zur Verfügung stellen, damit wir in dieser Phase noch schneller vorankommen könnten. Impulsiv küsste ich sie dafür auf den Mund. Sie lächelte schwach.
    
    "Du schwebst in den Wolken, nicht wahr? Ich verstehe dich gut. Aber..."
    
    Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen.
    
    "Es macht mir auch Angst. Angst um dich. Dieses Mädchen..."
    
    "Diese Frau. Sie ist 25 und hat bereits ihren Doktor in Geschichte", ...
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