Weeslower Chroniken I - 1997 - Nadine - Kapitel 4 - Der Bootsausflug
Datum: 08.04.2023,
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Schamsituation
... größeren Festenwalder See. Letzterer lag näher dran, also machte sie sich auf den Weg dorthin. Über den Verbindungskanal führte die Brücke, die sie zwei Tage zuvor überquert hatte. Sie ruderte darunter durch und fand sich auf einem sehr viel größeren See wieder, dessen Ufer rundherum sie kaum erkennen konnte. Hier ruderte sie etwa fünfhundert Meter in den See hinein und sprang dann ins Wasser und badete ausgiebig. Endlich mal wieder richtig schwimmen! Sie nutzte die Gelegenheit und kraulte mit kräftigen Zügen los.
Als sie nach einer halben Stunde mit etwas Mühe wieder ins Boot zurückgeklettert war, bemerkte sie, dass beide Paddel über Bord gefallen sein mussten. Sie hatte sie nicht eingeholt, und nun waren sie nirgendwo mehr auf dem Wasser zu entdecken.
Das Ufer war weit entfernt – weit außer Rufweite. Zudem schien dort außer der Brücke nichts zu sein, wo sich Menschen aufhalten würden. Auf dem See waren nur ganz entfernt am Horizont ein paar Segelboote zu sehen. Noch war Nadine nicht panisch, aber sie wurde doch zunehmend nervös: Was sollte sie jetzt machen? Schwimmen? Dummerweise hatte sie sich gerade eben schon reichlich ausgepowert, und sie spürte, dass sie nicht allzu sehr in Übung war. Außerdem konnte sie ja wohl kaum Michaels Boot sich selbst überlassen. Das Boot schwimmend vor sich herschieben? Kostete viel zu viel Kraft. Warten? Oh Gott – worauf?! Dass die anderen sie vermissten? Michael war bestimmt noch ein paar Stunden weg, Elsa ebenso.
Da bemerkte sie ...
... ein größeres Boot – ein kleines Ausflugsschiff. Es schien auf dem Weg von Festenwalde nach Norden zu sein, aber in der Seemitte, also weit entfernt von ihr entfernt.
Als das Schiff auf seinem Weg ihr am nächsten schien, wollte Nadine schon aufspringen, doch sie zögerte. Sie war splitternackt! Hatte nichts dabei. Wenn nun das Schiff zu ihr käme und die Leute darauf sie so vorfänden, das wäre peinlich ohne Ende. Aber es war immerhin eine Möglichkeit, wieder an Land zu kommen. Und während sie noch innerlich so hin und her schwankte, fuhr es einfach weiter. Enttäuscht sah sie ihm nach.
Sie hatte noch einen halben Liter Wasser mit, mehr nicht. Der Sonnenhut hielt die Sonnenstrahlen ein wenig ab, aber nur am Kopf und am Hals und an den Schultern. Es war etwa elf Uhr vormittags und wolkenlos... Und sie hatte Durst. Sie paddelte das Boot mit den Armen, doch kam damit kaum vorwärts, und es kostete dennoch viel Kraft.
Nach fünfzehn Minuten erblickte sie das Schiff plötzlich wieder. Es kam zurück und hielt direkt auf sie zu. Es kam näher und näher. Nadine sprang erleichtert auf und winkte wieder und rief. Tatsächlich, da kam die Rettung. Ihre Nacktheit war ihr nun egal, sie musste da jetzt durch.
Als das Boot nur noch wenige Meter entfernt war und den Motor drosselte, um Fahrt wegzunehmen, erschien vorn ein Mann, Mitte fünfzig, groß und untersetzt.
„Können wir Ihnen helfen?“ rief er laut.
„Ja, bitte! Ich sitze fest. Ich habe meine Ruder verloren!“
Das Schiff legte ...