Das Weinbacher Kaiserfest - Kapitel I
Datum: 24.04.2023,
Kategorien:
CMNF
... auf, rannte in ihr Zimmer und kam mit dem Meldebogen zurück. "Hier auf der einzeln Seite, unter meiner Unterschrift" sagte sie zu ihrem Vater, der schon einen Kugelschreiber gezückt hatte und das Dokument oberflächlich durchblätterte.
"Na klar", sagte er grinsend. "Ich lese nur noch das Kleingedruckte, dass hast Du ja vor lauter Begeisterung bestimmt nicht getan." Er rückte sich scherzhaft seine Brille zurecht und tat so, als würde er irgend einen Absatz auf der dritten Seite mit höchstem Interesse studieren. Dann stutzte er.
"Du hast Dich ja für das Jungfrauenspalier gemeldet. Du weißt aber schon, was das heißt, oder?
"Papa! Ich hab' mich nicht
gemeldet
, ich habe mich nur... bereiterklärt. Falls sich sonst niemand findet. Das passiert doch sowieso nie!" Sanne war etwas genervt, dass ihr Vater jetzt ausgerechnet darüber stolpern musste, und sie hatte eigentlich gar keine Lust, dieses Thema vor Michael zu diskutieren, der gerade in das Alter kam, in dem es für ihn offenbar nichts lustigeres gab, als kindische Anzüglichkeiten vom Stapel zu lassen.
"Wer sagt denn, dass das wirklich nie passiert? Das erzählen die Leute halt so. Und wenn es doch passiert? Warum meldest Du Dich denn überhaupt dafür an, wenn es eh nie passiert?"
"Ach, Papa, Du weißt doch, dass die einen nicht nehmen, wenn man sich da nicht freiwillig meldet! Weiß doch jeder! Jetzt komm schon, das ist doch bloß eine Formalität!"
"Also, ich finde, Du solltest nicht soviel darauf geben, ...
... was
jeder
weiß. Ich muss mir das jedenfalls erst noch überlegen, ob ich das unterschreibe."
"Mensch Papa!", sagte Sanne, der kurzfristig die Argumente ausgegangen waren. Warum musste Papa jetzt so ein Faß aufmachen, das konnte doch gar nicht wahr sein.
"Ja, Mensch, Gerd", mischte sich ihre Mutter ein. "Jetzt unterschreib doch, Sanni hat doch wahrscheinlich recht, dass das nur eine Formalität ist, und sie hat doch so lange auf diese Sache hingearbeitet. Und wenn sie's doch machen muss, ist doch auch nichts dabei, sie ist doch ein hübsches Mädchen, sie kann sich doch zeigen."
"MAMA!!!" rief Sanne entsetzt. "Was soll denn das jetzt bitte heißen? Ich muss mich nicht 'zeigen', das passiert einfach nicht. Das ist seit doch Jahren nicht passiert!"
Einen Moment lang war es ruhig am Küchentisch. Michael hatte bisher nichts gesagt, aber Sanne sah ihm an der Nasenspitze an, dass ihm irgendwas erzblödes und peinliches auf der Zunge lag, das ihrer Sache kaum helfen würde. "Halt bloß Du die Klappe, Zwerg!" fuhr sie in an, bevor er den Mund aufmachen konnte.
Ihr Vater sah sie ernst an.
"Schau, Sanni, das ist doch das Problem." Er deutete auf Michael. "Dir ist das doch jetzt schon peinlich. Meinetwegen kannst Du Dich ja zur Schau stellen, wo und wie Du willst, aber das hier hast Du doch bloß unterschrieben, weil Du glaubst, dass sie Dich sonst nicht nehmen. Und wenn Du's dann doch machen musst, dann springst Du garantiert ab, und dann hast Du den Salat und darfst nie wieder ...