Vivien und Chris
Datum: 10.07.2023,
Kategorien:
Romantisch
"Ich halte ein letztes Mal deine Hände. Der letzte Kuss, die letzte Umarmung. All das verliere ich nun. Meine Welt hält kurz inne, ich weiß es war nicht in deinem Sinne. Mich traurig zu sehen, so wolltest du nicht gehen. Doch die Trauer halt ich nicht zurück, dein mein Opa lehrte mich das Glück. In diesem Sinne lassen wir dich lieber Kurt Müller deinen letzten Weg gehen. Asche zu Asche, Staub zu Staub."
Mit diesen Worten wurden die sterblichen Überreste von Opa Kurt im örtlichen Friedhof der heimischen Erde übergeben. Sein Enkel Chris stand als einziger Familienangehöriger am Grab seines Großvaters. Er war es auch, der sich in den letzten Monaten um ihn kümmerte. Seine Lebensgefährtin Heidi, mit der Chris vor über zehn Jahren seine Heimat verlassen hatte, ist vor nicht allzu langer Zeit ihren eigenen Weg gegangen. Sie hatte erkannt, dass man mit dem Körper auch Geld verdienen kann, ohne sich groß zu bemühen.
Als sich Chris nach der Trauerfeier noch einmal im Haus seines Großvaters umsah, kamen immer wieder Erinnerungen hoch. Als Kind verbrachte er seine Ferien hier, später, nach dem tödlichen Unfall seiner Eltern hat er sogar hier gewohnt, ist beim Opa aufgewachsen und hatte hier auch seine erste Jugendliebe erlebt. Sie hat sich dann aber für einen älteren, reichen Computerfreak verguckt und er zog mit Heidi aus seiner Heimat weg. Übermorgen war noch ein Termin beim Notar und dann wäre dieses Kapitel 'alte Heimat' vergessen.
Doch es kam anders als gedacht. Bei der ...
... Testamentseröffnung wurde Chris vor die Entscheidung gestellt, das Haus mit dem Grundstück vom Opa zu übernehmen. Er brauchte nicht lange zu überlegen und sagte zu. Im Nachhinein wurde ihm vom Notar mitgeteilt, dass beim Erhalt des Hauses noch 250 tausend Euro zur Renovierung auf einem Sparbuch bereitstehen, unter der Bedingung, dass das Haus mindestens für 25 Jahre in seinen Besitz bleiben würde. Es gab keine Überlegung mehr. Chris nahm das Erbe an.
In den nächsten Wochen checkte er das Haus, erteilte Aufträge an Baufirmen und war motiviert wie noch nie in seine alte Heimat zurückzukommen. Überraschenderweise klappte auch alles wie am Schnürchen. Seine Umsetzung als Zusteller bei der Deutschen Post war auch genehmigt, seine Wohnung war gekündigt und er musste sogar noch für 4 Wochen pendeln. Doch sein Arbeitgeber erstattete ihm das Fahrgeld und so hatte er auch damit kein Problem. Mit dem Pkw fuhr er zum Bahnhof und die Verbindungen waren auch sehr gut. Der einzige Nachteil war, dass es gerade zu der Zeit war, als der Feierabend nicht immer zu hundert Prozent klappte. So wie an diesem Abend.
Geschafft von der Arbeit stieg er in den Zug. Kein Sitzplatz frei. Er bat eine Frau, doch ihre Tasche vom Sitz zu nehmen, doch diese geiferte ihn gleich an: "Das ist mein persönlicher Freiraum, den brauche ich um atmen zu können." Chris blieb stehen und drehte der Frau seinen Rücken zu. Nach einer ganzen Weile nahm sie ihre Tasche auf den Schoß, doch Chris blieb stehen.
Nachdem er ...