88 Tage Carpe Noctem - Teil1
Datum: 02.08.2023,
Kategorien:
Humor,
Erstes Mal
Verschiedene Rassen
... Erz.
Ich hatte die Berichte der anderen gelesen. Die Firma wollte, dass ihre Angestellten wussten, auf was sie sich da einließen. Die lange Einsamkeit hatte für viele so seine Tücken. Die Tücken hier in der Station war das fast völlige Fehlen von Pflanzen. Einzig die Algen der Luftaufbereiter waren da ein Lichtblick.
Mir war das egal. Meine Erinnerung an Blumen stammte aus dem Biologieunterricht. So bald ich alt genug gewesen war, hatte ich die Erde verlassen und war Bergarbeiter geworden. Erst auf dem Mond, später auf dem Mars und jetzt halt auf dem Merkur. Mit meinen gerade mal 30 Jahren war ich der Dienstälteste Bergmann der Firma. Keiner vor mir hatte es solange im All ausgehalten. Als sie mir dann den Dienst in der Carpe Noctem anboten, war es wohl auch die Hoffnung, dass ich etwas mehr herausholte, als nur die 3 Tonnen meiner Vorgänger und somit die Station mehr würde, als ein Nullgeschäft. Sie boten mir sogar die doppelte Prämie für jede Tonne, die ich mehr herausholte.
Mir war es egal. Für mich war dies nur wieder eine weitere Station, wieder ein weiterer Auftrag. Das Geld würde ich anschließend bei den wenigen käuflichen Frauen lassen, die sich ins Weltall verirrten. Für mehr konnte ich bei meinem Aussehen keine Frau gewinnen. Und diese zärtliche Zweisamkeit war auch so ziemlich das einzige, was ich an der Erde vermisste. Aber was wäre ich auf der Erde? Ich wäre ein neureicher Sonderling, der in einem Keller hockte und den Frauen nur aushielten, weil er ...
... dafür bezahlte und ohne dass ich eine Aufgabe hatte. Nein, das konnte ich auch immer noch tun, wenn ich wirklich alt war, in 30 oder 40 Jahren. Oder ich kaufte mir einfach mein eigenes Bergbauschiff, wer konnte das schon wissen.
Ein Piepen riss mich aus den Gedanken. Die tiefen Generatoren der Station waren weit genug aufgeladen, um das Landetor zu öffnen. Langsam bewegte sich die versteckten Tore auf und auch die Kuppel öffnete die schweren Kappen und legte die Funkstation und die Aussichtkuppeln frei. Als alles offen war, entriegelt ich die Energieversorgung und ließ das Raumschiff auf seinen Kettenantrieben in die Fahrstuhlhalle einfahren. Dort war die nächste Energiekupplung, in die ich das Raumschiff ein stöpselte. Langsam bewegte sich der Aufzug auf die Arbeitsebene hinunter, wo ich endlich zum ersten Mal seit neun Monaten wieder etwas mehr sehen würde, als nur das Innere einer Kabine. Ich hatte die meiste Zeit verschlafen, alles andere wäre für den Geist zu anstrengend gewesen.
Ich öffnete die Schleuse zur Druckkammer mit den Anzügen. Bedächtig und aufmerksam stieg ich in einen Ein. Dreimal kontrollierte ich alle Verschlüsse und Anzeigen, bevor ich in die Schleuse trat. Draußen flammte langsam die Lichter der Station auf. Lowtec war das einzige, was selbst hier unten, 500m unter der Oberfläche den Sonnenwinden trotze. Glühbirnen aus dem 19 Jahrhundert. Die mehr Energie in Wärme verwandelten als in Licht. Trotzdem waren sie fast unzerstörbar.
Alles kompliziertere ...