Ich kann
Datum: 10.08.2023,
Kategorien:
Romantisch
... seines ernsten Gesichts. Nichts an ihm passte zusammen. "Sind Sie Bauer?" "Wie man's nimmt." Der Audi stoppte und der Mann, der möglicherweise Einheimischer und Bauer war, nickte stumm nach links. Das bedeutete vermutlich, dass sie das Ortszentrum erreicht hatten und alle Fahrgäste aussteigen sollten. "Den allerherzlichsten Dank, der Herr", versuchte es Grete noch einmal, ohne ernsthaft mit einer Antwort zu rechnen. "Schupf", kam es aus dem Wagen, als sie gerade im Begriff war, die Türe zu schließen. "Angenehm", murmelte sie, nachdem sie beinahe Gesundheit gewünscht hätte. "Heinz Schupf." "Grete Zwieschneider." "Da drüben." Er nickte wieder, diesmal nach rechts. "Ja?" "Der repariert Autos." Dieses Augengrün. Dieses Grübchen an seinem Kinn. "Interessant." Grete hatte es plötzlich gar nicht mehr eilig. Hungrig war sie noch immer. Sie stieg wieder ein und zog die Tür hinter sich zu. "Gehen wir vorher noch eine Kleinigkeit essen? Ich lade Sie ein."
Er winkte dem Mechaniker zu und stieg aufs Gas, was Grete als "Ja, gern" interpretierte. Schweigend fuhren sie aus dem Ort hinaus. Bei der nächsten Abzweigung bog Heinz Schupf ab und ließ den neuen Audi vor einem alten Bauernhof ausrollen. Grete folgte dem schweigsamen Heinz in die Küche. Sie war ebenso karg und herb wie die Waldviertler Landschaft, deren Wesen sich nicht auf den ersten Blick erschloss. Wenigstens warm war es hier drinnen, denn im Küchenofen knisterte ein Feuer. Er öffnete den Kühlschrank. "Bitte." Grete war sich ...
... nicht ganz sicher, wie sie dieses "Bitte" verstehen sollte. Der Kühlschrank war so armselig befüllt, dass sie annahm, Heinz Schupf habe sie soeben um eine Lebensmittelspende gebeten. "Ich bin kurz im Keller und Sie räumen derweil aus. Stellen Sie alles auf den Küchentisch." Sie tat, wie ihr geheißen und verteilte den Inhalt des Kühlschranks auf dem riesigen dunklen Eichentisch, der den Eindruck machte, als habe er schon so manchen Krieg überstanden. Unter anderem den Dreißigjährigen. "Nun denn. Was haben wir denn da? Ein halbes Packerl Butter. Also fast ein halbes Packerl. Ein Ei, immerhin ein ganzes. Ein Stückerl Käse, allerdings mit Löchern. Mit großen Löchern. Und..."
"Und?" "Drei Flaschen Grüner Veltliner Smaragd Loibner Berg. Vom Pichler. Respekt! Die Flasche für vierzig Euro, schätz ich mal. Nobel geht die Welt zugrunde. Haben Sie den für eine besondere Gelegenheit eingekühlt?" Er stellte die Kiste gefüllt mit Kürbis, Mangold, Zwiebeln und Kartoffeln auf den Tisch, öffnete die Schublade und reichte ihr den Korkenzieher. Dann schob er ein Stück Buchenholz in den Ofen, lehnte sich an den Türstock und beobachtete, wie sie in allen Schränken nach Gläsern suchte und im letzten endlich welche fand. Sie ließ den Wein im Glas kreisen und atmete seinen Duft ein, wie sie es im Weinseminar gelernt hatte. Er roch nach Mangos, Honig und einem Stück geräuchertem Scheunentor. Sie prostete ihm zu, setzte das Glas an die Lippen und kostete.
"Und?", fragte er. "Zurückhaltend, elegant ...