1. Ich kann


    Datum: 10.08.2023, Kategorien: Romantisch

    ... und verschlossen." Er prostete zurück, leerte sein Glas in einem Zug und schaute sie aufmunternd an. Nun denn, dachte Grete, wenn es hier so Brauch ist. Sie setzte erneut an und tat es ihm gleich. "Schmeckt, gell?" In der Tat. Ein guter Wein schmeckte offensichtlich auch, wenn man ihm hinunterkippte wie ein Verdurstender einen Kübel Wasser. Allerdings keineswegs mehr zurückhaltend oder elegant. Heinz schüttete nach, und nur zehn Minuten später hatten sie die erste Flasche ausgetrunken. "Ganz schön warm, der Ofen." Sie knipste zwei Blätter vom Mangold ab und fächerte sich damit Luft zu. Er öffnete die zweite Flasche. "Aber ich muss doch nach Salzburg", protestierte sie schwach, hielt ihm aber das Glas hin, damit er einschenken konnte. "Ja, ja." "Ich muss dort nämlich meine Apotheke verkaufen." "Sicher. Stellen Sie erst mal die Erdäpfel auf." "Ha!" Sie drehte sich abrupt zu ihm und wäre in ihren roten Stiefeln beinahe umgekippt. "Ich weiß, wo der Topf ist." Mit viel Glück fand sie auch die Wasserleitung und den Deckel. Es zischte, als sie den gusseisernen Topf mit den Kartoffeln auf den Ofen stellte. Heinz war jetzt ganz nah hinter ihr. "In Salzburg habe ich studiert. Betriebswirtschaft." "Großartig. Wissen Sie vielleicht, wo die Bergheimer Straße ist?" "Ja, das weiß ich." "Ausgezeichnet. Da muss ich um vierzehn Uhr sein. Bringen Sie mich hin?" "Grundsätzlich gern. Aber erstens hab ich soeben eine halbe Flasche Veltliner getrunken und zweitens ist es schon viertel zwei." "Du ...
    ... lieber Himmel. Haben Sie ein Telefon?" "Nein, leider." Er grinste. Sie konnte seinen Atem an ihrem Hals spüren. Sie konnte ihren Herzschlag bis in den Hals spüren. "Nun denn. Möchten Sie zufällig eine Apotheke kaufen?" "Nicht heute."
    
    Grete rührte sich nicht. Bei einer Bewegung nach vorne würde sie sich am Ofen verbrennen, bei einem Schritt nach hinten an einem spröden Bauern mit Hochschulabschluss. Sie hätte zur Seite ausweichen können, aber selbst das ging aus irgendeinem Grund nicht. "Was essen wir zu den Erdäpfeln?", presste sie hervor. "Ihre Entscheidung. Sie wollten mich zum Essen einladen, nicht ich Sie." "Wie soll ich kochen, wenn Sie mir den Weg verstellen?"
    
    Er zuckte mit den Achseln und trat einen Schritt zur Seite. Leider, denn die Kombination aus dem offenem Wachauer Wein und dem verschlossenen Waldviertler Wesen erregte sie. Sie nahm das Gemüse aus der Kiste und legte es Stück für Stück auf den Holztisch. Eine Zwiebel kullerte zu Boden. Langsam und so aufregend wie möglich bückte sie sich um sie aufzuheben. Anscheinend war so aufregend wie möglich aufregend genug, denn sie spürte, wie sich seine grünen Augen auf ihren Po hefteten. Sie drehte sich um, zog die Augenbrauen hoch und schaute ihn herausfordernd an. Mit seinem Mittelfinger gab er einer weiteren Zwiebel einen Schubs. Schwerfällig rollte sie auf die Tischkante zu und fiel mit einem dumpfen Ton hinunter.
    
    "Noch mal", sagte er. Das gefällt dir wohl, dachte Grete, und es gefiel ihr, dass es ihm gefiel. ...
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