Blinde Weihnachten
Datum: 21.10.2018,
Kategorien:
Romantisch
... Meine vier Enkel lassen sich das ganze sonstige Jahr nicht blicken, nur zum Geburtstag und zu Weihnachten. Für große Geschenke und Geld ist die Oma gut. Meine beiden Kinder und deren Ehepartner sind auch nicht anders. Manchmal telefonieren wir miteinander, aber eigentlich nur, wenn es ihnen schlecht geht. Du weißt ja, Eheprobleme und so weiter. Mein Mann ist leider vor drei Jahren gestorben. Also wie du siehst, eine wirklich tolle Verwandtschaft, die ich habe. Das Problem scheinst du nicht zu haben!"
"Nein, sofern man es ein Problem nennen soll. Keine Frau, keine Kinder, meine Eltern wenig interessiert an mir. Von daher, in dem Sinne keine Familie, die nerven kann!"
"Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir trotz großer Unterschiede, dasselbe Problem haben!", sagte Anna und ich musste ihr zustimmen. Bei mir würde keiner kommen, bei ihr kam zwar die Familie, doch sie hätte auch darauf verzichten können. Was besser war, konnte ich nicht entscheiden.
"Hört sich fast so an!", gab ich ihr Recht und packte währenddessen vier Flaschen Glühwein ein. Drei Normale, eine bessere, zumindest was den Preis anging. Anna hatte es gewollt.
"Die Drei für Heiligabend, die andere für den ersten Weihnachtstag. Mein Tag, an dem ich es mir gut gehen lasse, ohne meine Verwandtschaft. Das muss sein!"
Ich musste lachen, Anna lächelte süß über das ganze Gesicht.
Wenig später machten wir uns auf den Rückweg und ich brachte Anna bis vor die Tür, gab ihr die Tüten in die Hand.
"Kai, ...
... ich habe mich die ganze Zeit etwas gefragt!", fing sie an und ich hörte ihr neugierig zu. "Was?", fragte ich und sie legte ihren Kopf leicht schräg, als wenn sie über etwas nachdachte. "Du bist alleine, ich bin es, wir verstehen uns anscheinend gut. Hättest du nicht Lust übermorgen zu mir zu kommen, auf einen Bratapfel und eine Tasse Glühwein? Es würde mich sehr freuen!" An diese Möglichkeit hatte ich nie gedacht, war davon überrascht.
"Sehr gerne, wenn es dir nichts ausmacht?", versuchte ich mir zu versichern, dass sie es sich genau überlegen konnte.
"Ich hätte es dir sonst nicht angeboten!", sagte sie und ich nahm die Einladung gerne an. "Gerne. Wann soll ich denn da sein?", erkundigte ich mich und Anna nannte mir die Urzeit. "Bis übermorgen!"
Wir verabschiedeten uns herzlich voneinander und ich wartete solange, bis Anna ins Haus gegangen war, die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Danach drehte ich mich um und ging gedankenversunken nach Hause.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mich volllaufen zu lassen, doch jetzt erschien es mir als nicht sinnvoll. Ich wollte nicht mit dickem Kopf und flauem Magen bei Anna auftauchen. Außerdem fragte ich mich, was ich ihr als keine Überraschung mitbringen könnte. Als Erstes fiel mir ein Duft ein, ein Parfüm, allerdings kannte ich ihren Geschmack in der Richtung nicht und bei meinem Glück, würde ich das falsche kaufen. Ein Hörbuch war mein nächster Gedanke, am besten selber aufgenommen, leider fehlte mir dafür das Equipment ...